„Sporno“: Das neue Männerideal

Metrosexuell, retrosexuell, alles Ideale von gestern, der heutige Mann ist „spornosexuell“: ein durchtrainierter Körper ist zum ultimativen Herren-Accessoire geworden.

Vor einigen Jahren ging ein Aufschrei durch die Männerwelt, als der neue Typ Mann sich immer weiter weg von der „Maskulinität“ bewege: die Metrosexualität war geboren und Männer wie David Backham oder Schauspieler Ashton Kutcher zählten zu den Paradeexemplaren der Bewegung. Den Frauen gefiel es, doch gab es auch viele Gegenstimmen, auch aus der Frauenwelt, die mit dem Trend nichts anzufangen wussten – die Damenwelt konnte nicht verstehen, warum ihre Männer das Badezimmer nun länger okkupierten als sie selbst.

Viele Tuben Anti-Faltencreme und pflegende Gesichtsmasken später steuerte die Männerwelt dann gegen und besann sich auf die „traditionellen Werte“. Die Herrenkultur erlebt eine Renaissance und „Mann“ trug wieder Körperbehaarung, Flanell und Stiefel – von Beckham zu „Wolverine“ Hugh Jackman!

2014 ist alles anders (oder doch nicht?). „Sporno“, wie der englische Journalist Mark Simpson die Bewegung nennt, treibt das Ganze weiter auf die Spitze und vereint sozusagen die beiden Typen. Während der Metrosexuelle sich glattrasiert und trendig gekleidet auf dem Laufsteg der Welt zeigte und der Retrosexuelle frauenjagend wölfisch daherkam, verbinden momentan immer mehr Männer die ästhetischen Standards von Sport und Pornografie zum – genau: Spornosexuellen.

Der „Spornosexuelle“ setzt auf deutlich ausgeprägterer Muskulatur als ein Metrosexueller, trotzdem bewegt der Mann der „Sporno“-Welt sich von Kopf bis Fuß gepflegt und mit starkem Bewusstsein für Ästhetik durch den Alltag. Der Körper ist ihm zum ultimativen Herren-Accessoire geworden und in der Praxis ist es einfach den Urtypus á la Cristiano Ronaldo oder Mario Balotelli, der sich am liebsten trikotbefreit und mit angespannten Muskeln präsentiert, zu finden. Narzismus und eine übersexualisierte Männerpersönlichkeit ist neben den perfekt geformten Körpern das Charakteristika, das dem neuen Männertyp zu Grunde liegt.

Ob das Ganze nun schlecht oder gut zu bewerten ist, bleibt jedem selbst überlassen. Fakt ist, dass so eine übersexualisierte und hyper-narzistische Haltung in vielen Fällen nicht der Realität entspricht und die „Generation Porno“, wie man die heutigen Jugendlichen, die auf jeglichen expliziten Inhalt Zugriff haben, wieder lernen müssen, zwischen überspitzter (Porno-)Filmwahrheit und dem wirklichen Leben zu unterscheiden.