Typisch Frankreich: Der burgunder Weinmacher als Comic-Held

Dem stillen Star des französischen Weinbaus, Aubert de Villaine von Domaine Romanée-Conti, widmet sich ein ganzer Band. Die (gezeichnete) Promidichte ist auch sonst hoch.

Der Journalist Benoist Simmat widmete sein erstes „Scénario“, also das Drehbuch einem Zeichner, dem so preisbestimmenden Amerikaner Robert Parker. „Die sieben Todsünden“ hieß der Band – wie alle Werke leider nicht ins Deutsche übersetzt – und zeichnete ein Bild der Auswirkungen des Punktewahns aus französischer Sicht. Seit dieser Satire arbeitet er mit dem flotten Zeichner Philippe Bercovici zusammen.

Dazwischen widmeten sich die beiden den Weingütern der französischen Milliardäre („Le Cave du CAC 40″, ebenfalls bei Vents d’Oeust erschienen; www.ventsdouest.com). Auf den Hektar hochgerechnet, hätte der Gucci- und Puma-Besitzer François Pinault für 21 Millionen Euro (!) für seinen Weinberg in Montrachet bezahlt. Aber auch der Bauunternehmer Martin Bouygues und LVMH-Eigentümer Bernard Arnault (ihm gehört die Süßwein-Kellerei Yquem) bekommen in Band 2 der Wein-Trilogie ihr Fett ab.

Parker als Asien-Guide

Pinault, der auch sechs Hektar der burgundischen Domaine Engel besitzt, hat in „La Romanée Contée“ erneut seinen Auftritt, Gattin Salma Hayek (leider) nicht, Dafür kommt auch Robert Parker im neuen Werk des Duos vor, er führt die Inspektoren Pinot und Ping durch die Feinheiten asiatischer Auktionshäuser. Kenner merken schon hier, dass zwar die Zeichnungen die Realität entstellen, ansonsten aber brav recherchiert wurde: Parker verkaufte sein Imperium vor zwei Jahren an Investoren aus Singapur. Doch halt, warum tummeln sich die beiden Ermittler überhaupt in Asien?

Chinesische Entführung

Hierher führt die Spur des verschwundenen Aubert de Villaine. Der wird just bei der Veranstaltung der Weinbruderschaft Burgund, die ihn zum Winemaker des Jahrtausends ernennen will, weggezaubert. Und das wörtlich, durch „Hou Din Hee“, den ein chinesischer Gast zur Gala mitgebracht hatte. Blöd nur, dass die beiden ebenfalls verschwunden sind. Die Suche nach dem 75-jährigen legendären Winzer treibt die Handlung voran, denn Präsident François Hollande selbst beauftragt die Inspektoren.

Den entscheidenden Hinweis auf den Verbleib des französischen Starönologen gibt dann der – ebenfalls real existierende Casino-Tycoon von Macao, Stanley Ho. Der 93-jährige erklärt den französischen Ermittlern, dass die chinesische Regierung an einem Pinot noir arbeitet, der besser werden soll als die unter Weinliebhabern nur DRC abgekürzten Abfüllungen der Domaine Romanée-Conti. Doch mit der Suche nach dem Weingut „Weißer Drache“ beginnt der Aberwitz der Realsatire erst, denn die Reise führt nach Shangri-La….

Kurz: Für französischsprachige Weinfreunde dürfen wir damit die ultimative Sommerlektüre vorstellen. Zumal die gezeichnete Version deutlich günstiger als die kaum unter 500 Euro gehandelten DRC-Flaschen zu haben ist. Santé!

Bezugsquelle:

„La Romanée Contée“ von Simmat/Bercovici ist um EUR 12,50 im Webshop von Vents d’Ouest erhältlich, www.ventsdouest.com.