P.S.Hunter back in America: Die BMW Schatzkiste in Südkalifornien

Nach der kurzen Sommerpause in Österreich berichtet unsere US-Korrespondentin wieder live aus Kalifornien, jedoch nicht ohne auch ein bisschen europäisches Flair in den Staaten zu schnuppern. Carl Nelson ist DIE kalifornische Koryphäe in Sachen Bayrische Motorenwerke und in seiner Werkstätte in San Diego findet sich so manches Schmuckstück alter Tage wieder, bei dessen traumhaftem Zustand beinahe jeder fabrikneue Bayer vor Neid erblassen würde.

Andere Länder, andere Verkaufsstrategien!

The Ultimate Driving Machine – So lautet seit gefühlten Ewigkeiten der Werbeslogan von BMW (Be-Em-Dablju) Amerika und ganz ehrlich, warum sollten sie den auch groß ändern? Viel besser könnte man nicht zum Ausdruck bringen, dass das Unternehmen davon überzeugt ist, das ultimative Auto herzustellen. A la – tu Gutes und schrei es deinen Kunden nahezu ins Gesicht. Der deutsche Slogan „Freude am Fahren“ klingt daneben beinahe etwas unspektakulär, aber man hält sich hier eher an das Motto verdammt Gutes zu tun, mit viel Freude herumzudüsen und mit Absatzzahlen zu glänzen. Apropos, Bravo BMW – richtig gutes Jahr soweit!

Ein BMW-Geheimtipp in Südkalifornien

Mitten im Herzen von San Diego, direkt am Weg zum weltberühmten Highway #1, findet man seit über 50 Jahren ‚La Jolla Independent‘, die sich zwar selbst nur als simpler BMW Service Betrieb bezeichnen, jedoch weiß das Team nur zu genau, dass ihnen so schnell im ganzen Land niemand das Wasser reichen kann. Hinter den Kulissen lüften sich für ein paar glückliche Insider die Tore zu einer motorisierten Schatzkammer und man hat sehr damit zu kämpfen, dass einem die Kinnlade nicht gleich bis zum Boden hinunterklappt.

Mit Herz und Knowhow bei der Sache

„At La Jolla Independent it is our philosophy to maintain each car as if it were our own.“, so der Big Boss himself und er meint damit nichts anderes, als dass er jeden BMW, der den Weg in seine Werkstätte findet, behandelt wie seine eigenen Babies. Seit den frühen 70igern dient Carl Nelsons fundiertes Fachwissen nicht nur seinen geschätzten Kunden, sondern angefangen vom BMW Car Club of Amerika, bis hin zu diversen renommierten Automagazinen und selbst die Profis der New York Times holen sich gerne von ihm Rat. Nichts geht über jahrelange Erfahrung, Unmengen an investierter Zeit, ehrlichem Herzblut und nicht zuletzt der Passion für seine tägliche Arbeit.

Wie neu oder sogar besser

Egal ob es ein noch recht frischer 2009er M3 ist oder ein 1973er 3.0CSi, in der Garage von La Jolla Independent findet sich so ziemlich alles was sich ein wahrer BMW Fan erträumen kann. Die Jungs hier (ja, ein reiner Männerbetrieb, aber aus meiner Perspektive kann man das eigentlich nur als Vorteil sehen) hat sich neben all den neuen Schlitten und täglichen Autokrankheiten vor allem auch auf die liebevolle Restauration von in die Jahre gekommenen Seltenheiten spezialisiert und kümmert sich darum den alten BMW-Legenden, die von einer zentimeterdicken Staubschicht überzogenen kaum noch zu erkennen sind, wieder zu neuem Glanz zu verhelfen. Aber wenn das Team rund um Carl Nelson, , den alle nur den Bimmer Doc nennen, das macht, dann so richtig und bis in die automobilen Tiefen. Ganz besonderes Augenmerk legen die Jungs hier auf die Nachkriegs BMW Modelle, angefangen vom coolen Eyecatcher, der kleinen Isetta bis hin zu den Klassikern der Szene, wie den 5er oder 6er BMWs der Achtziger Jahre. Die Foto-Diashow spricht dieses Mal Bände, also unbedingt durchklicken!

Was nichts kostet, ist nichts wert! Oder?

Wer auch nur ein bisschen Erfahrung mit amerikanischen Vertragswerkstätten hat, der weiß, dass man ohne Termin nicht mal in ihre Nähe kommen braucht und dann auch noch mit hurenden Preisen rechnen muss. Naja, eigentlich nicht gar so ein Unterschied zu Europa. Der Geheimtipp an der amerikanischen Westküste ist nicht nur für seinen guten, sondern auch für seinen günstigen und unkomplizierten Service bekannt. Ganz ehrlich, wenn ich kalifornischer BMW-Fahrer bin, dann hätte ich meine Werkstätte hier schon längst gefunden, denn selten hatte ich bei einer Company-Tour so viel Spaß wie hier und bekam noch dazu einen Crash-Kurs in Sachen, „Kindchen, du hast doch keine Ahnung von BMW, aber keine Sorge, deine Bildungslücken weiß ich zu schließen. Also…“

Dem Meister über die Schulter geschaut

Bei der Frage, worauf die amerikanischen BMW Liebhaber am meisten abfahren, im wahrsten Sinne des Wortes, musste Nelson nicht lange nachdenken, denn hier handelt es sich ohne Zweifel um den BMW 3.0cs, oder eher bekannt als „the Coupé“ – ein weltweiter Kultklassiker, den Hans Stuck als unschlagbaren Rennwagen bekannt machte. Nelson ließ es sich nicht nehmen und zeigte mir sogar sein derzeitiges Projekt. Holy Moly. Der Besitzer beklagte sich, dass der Wagen im kalten Zustand nur so schwer anspringen würde (zurückzuführen auf das Benzinleitsystem des original Vergasers der E9 3 Liter Maschine) und daher bekommt sein Schätzchen schnell mal ein Upgrade auf einen M30 3.5 Liter Motor mit einem Motronic 1.3 Benzin-Einspritzsystem. Nach gut zwei Stunden Motorenkunde kann ich ihm eigentlich nur Recht geben – es gab so einige Bildungslücken zu schließen und der Kerl hat echt Ahnung von dem, was er tut.

Do what you love, love what you do.
Pacey.