Haben sie Wien schon bei Nacht gesehen: Wiener Gürtel-Nightwalk als Musikerlebnis

Eine der pulsierendsten Verkehrsadern der Stadt wird am 30. August wieder zum kostenlosen Konzertparcours: Der Wiener Gürtel-Nightwalk präsentiert heimische Popmusik in allerlei Facetten.

Insgesamt 16 Locations zwischen Urban-Loritz-Platz und Hernalser Gürtel werden im Zuge des urbanen Musikwandertags bespielt – darunter von Bands wie Bulbul, Ash My Love oder Heinz aus Wien.

Unter den teilnehmenden Lokalen finden sich auch heuer wieder die eingesessenen Klassiker a la Rhiz, Chelsea, B72 oder Cafe Concerto. Knapp 30 Bands und in etwa ebenso viele DJs werden auf fünf Open-Air-Bühnen und danach indoor gegen das Gedröhne und Getose der Autos neben bzw. unter der U-Bahn über den Gürtelbögen ankämpfen. Rund 35.000 Euro sind für die von der Rathaus-SPÖ ausgerichtete Sause budgetiert.

Buntes Programm

Los geht es am Dach der Hauptbücherei. Ab 18.00 Uhr kredenzt dort das Quartett Fräulein Hona seinen zwischen Deutsch und Englisch changierenden Akustikfolk, danach legen Freud los. Die fünfköpfige Kapelle, die im Frühjahr ihr zweites Album „Yesterday Today Tomorrow“ vorgelegt hat, erfreut mehr mit fröhlich-tanzbarem Britpop als durch verkopfte Psychoanalyse.

Frischen Sound in Form melodieverliebten Songwritings kann man von Dawa im Chelsea hören. Mit ihrer Mischung aus Cello, Gitarre, Cajon und zwei Stimmen ist die Viererbande momentan ziemlich gefragt. Sie trat kürzlich nicht nur beim Picture On-Festival im Südburgenland auf, sondern wird Anfang Oktober auch das Waves Vienna beehren. Fast schon Veteranenstatus hat indes die laute Elektro-Rock-Fusion von Bulbul. Erst kürzlich hat das bereits Mitte der 1990er-Jahre gegründete Männertrio sein inzwischen siebentes Album mit dem nicht unhübschen Titel „Hirn Fein Hacken“ auf den Markt geworfen.

Nachhilfe, was man dank Strom und Verstärker alles mit einer Klampfe machen kann, ist auch im Rhiz angesagt. Dort teilen sich Ash My Love – eine rotzig-minimalistische Gitarren-Schlagzeug-Kombo in White-Stripes-Manier -, die Linzer Indie-Rocker Valina und Snoww Crystal die Freiluft-Stage. Letztere werden dank ihrer breiten Gitarrenwände und soßigen Synthie-Sounds immer wieder als neue Shoegaze-Helden apostrophiert. Feelgood-Hüpfmusik präsentieren indes Brain Drain zwischen Loop und Gürtelbräu. Bei rumpelndem Offbeat, fetten Bläsersätzen und einem guten Dutzend Akteuren auf einer Open-Air-Bühne kann kaum noch etwas schiefgehen.

Während vor dem B72 Heinz aus Wien die Gitarrenpopfraktion noch verstärken, werkt im Roten Bogen wieder der Gameboy Music Club. Die Nightwalk-Stammgäste haben an der Zweckentfremdung von Old-School-Spielkonsolen als Instrumente ihren Spaß.

Viel Auflegerei und einige Bandgigs stehen auch in den kleineren Locations, die ohne Open-Air-Bühne auskommen müssen, am Programm. Gelauscht und getanzt werden kann in der Auslage, der Wienstation, dem Weberknecht, im Co-co oder im Cafe Concerto. Dort kann man die Nacht durchmachen und sich ab 6.00 Uhr in der „After Hour“ mit DJ Noize Director samt Frühstück wieder aufpäppeln lassen.

Abseits von Konzerten bietet der nächtliche Spaziergang auch in dieser Auflage Cineastisches und Lyrisches. Denn das Volxkino macht auf Höhe Laudongasse Station und zeigt nach einer 20-minütigen Musikvideo-Compilation – eine Zusammenarbeit mit dem Kurzfilmfestival Vienna Independent Shorts – den britischen Film „Drecksau“ rund um einen korrupten drogensüchtigen Polizisten. Das Cafe Carina gehört indes den zwei Wiener SPÖ-Gemeinderäten Kurt Stürzenbecher und Heinz Vettermann sowie der roten Nationalratsabgeordneten Nurten Yilmaz, die sich traditionell als Vorleser eigener und fremder Texte in den Dienst stellen. Das Trio hatte den Gürtel-Nightwalk 1998 initiiert.

Mehr Infos zum Programm, den Locations udn den bands gibt es unter www.guertelnightwalk.at.