Island: Elfenschützer werfen sich vor Bulldozer

Aberglaube, Heiligtum oder Hirngespinst – zum Schutz der Elfen wird in Island in vielen Bauprojekten Rücksicht auf Elfen genommen – nun auch beim bau einer Autobahn.

Elfenschützer in Island protestieren immer wieder gegen Bauprojekte, die den Frieden der Fabelwesen stören könnten. Nun haben Elfenschützer in dem Städtchen Garðabær gemeinsam mit zwei Dutzend anderen den Bau einer Straße lahmgelegt, weil die künftige Trasse genau durch eine kleine „Elfenkirche“ – einen Lava-Steinbrocken – führen sollte. Die Aktivisten schrieben Briefe an Politiker und warfen sich vor Bulldozer, um den Bau zu stoppen: „Die Bulldozer kamen und wir haben uns davorgeworfen, um sie zu stoppen“, sagte die 54-Jährige Aktivistin Ragnhildur Jónsdóttir, die von den Naturgeistern zu ihrer Sprecherin auserkoren wurde. 

So wurden die zuständige Behörde zur Reaktion gezwungen, die Lösung war nach zwei Verhaftungen, vielen Briefen an hochrangige Politiker und etlichen Sitzungen gefunden –  die Straße wird trotzdem gebaut, der Fels soll aber aus Respekt vor den Naturgeistern umziehen. Ein Kran hievt den tonnenschweren Stein, sprich die „Elfenkirche“ an eine andere Stelle. „Es wäre natürlich besser gewesen, sie hätten den Bau der Straße gestoppt“, sagt Jónsdóttir mit zarter, leiser Stimme. „Aber immerhin sind die Politiker bereit, das hier zu tun, und dafür haben sie viel Ärger auf sich genommen.

In Island wird in vielen Bauprojekten Rücksicht auf Elfen genommen, denn der Glaube an Elfen, in Island auch Huldufolk genannt, und verborgene Wesen ist in der Kultur des Landes seit Jahrhunderten verwurzelt. Wenn Elfen angeblich an einer Stelle auf der Baustelle wohnten, warteten die Bagger so lange, bis die Naturgeister umgezogen waren – solange es den Staat nicht zuviel Geld kostete. „Das tut ja nicht weh“, sagt Pétur Matthíasson von der isländischen Straßenbaubehörde pragmatisch. „Unbestritten ist der Glaube an das Übernatürliche gelegentlich Anlass für die Befürchtungen von Menschen vor Ort, und diese Meinungen werden genauso berücksichtigt wie alle anderen“, schreibt Matthíassons Kollege Viktor Arnar Ingólfsson in einem fünfseitigen Papier – er hat es extra verfasst hat, weil es so viele Anfragen von Journalisten zu den Elfen gab. 2012 bat ein isländischer Politiker Jónsdóttir um Rat: Bei einem schlimmen Autounfall war er wie durch ein Wunder unverletzt geblieben. Ein Hügel hatte seinen Wagen nach fünf Überschlägen gebremst. „Er war überzeugt, dass Elfen in dem Fels wohnten“, sagt Jónsdóttir.

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Auch Touristen kommen in das sagenumwobene Land, um im Hellisgerði-Park, Jónsdóttirs Geschichten über Elfen zu hören. In Buchläden liegen Karten mit den Lieblingsplätzen der angeblich verborgenen Wesen aus. Gerade im ansonsten unscheinbaren Hafnarfjörður ist das Interesse für die Naturgeister über die Jahrzehnte unverändert groß geblieben. In Islands moderner und hipper Hauptstadt Reykjavik lässt der Glauben an die Fabelwesen immer mehr nach, viele sind heutzutage dass Huldufolk als Metapher für die wilde Landschaft, in der die Isländer leben, steht.