Chefwechsel bei Ferrari: Montezemolo geht

Er war Ferraris Rennleiter zu Niki Laudas Glanzzeiten als Fahrer, baute die Marke mit dem springenden Pferd die letzten 23 Jahre über als Präsident zum international gloriosesten Sportwagen-Player auf. Nun tritt Luca Cordero di Montezemolo ab.

Zum ersten Mal trat der lange, schlacksige Italiener im Jahr 1975 auf. Als Rennleiter, bei Ferrari in der Formel 1. Und in dieser Funktion als kongenialer Partner des jungen Niki Lauda, der nicht zuletzt dank Montezemolos felsenfestem Rückhalt im selben Jahr zum ersten Mal Weltmeister wurde. Nicht zuletzt das ist eine interessante Paralelle zur Saison 2014, in der nun Lauda denselben, teaminternen Rückhalt seinen Fahrern Hamilton und Rosberg bietet – allerdings bei Mercedes.

Nicht zuletzt die Tatsache, dass es bei der nunmehringen Konkurrenz Laudas namens Ferrari ganz und gar nicht rund läuft in der Formel 1, ist wohl ein starker Grund dafür, dass Luca Cordero die Montezemolo, 67, heute seinen Rückzug als Ferrari-Präsident mit 13. Oktober bekannt gab. 23 Jahre lang leitete der italienische Styler (er reist etwa jeden Tag per Privat-Zug von Rom ins Büro nach Maranello, da stinken die Privatjets der Konkurrenz eher ab …) die Geschicke der ehrwürdigen Sportwagen-Marke. Und führte sie zu beachtlicher Reputation, nicht nur im Motorsport. Etwa fielen die „goldenen Jahre“ der Ära Schumacher sehr wohl in Montezemolos Einflußbereich.

Zuletzt lief aber immer weniger rund, vor allem was die „Passform“ des springenden Pferdes innerhalb des Ferrari-Konzernes betrifft. Kolportiert wird, dass ein Montezemolo etwa kein großer Freund der Fusion mit Chrysler war, auch über die zukünftige Ausrichtung des Edel-Sportwagenmarke im Konzern herrschte kaum Übereinstimmung bei den Meinungen von Montezemolo und den Fiat-Bossen John Elkann und Sergio Marchionne.

Letzterer übernimmt nun den Posten von Montezemolo, der sich vernehmlich erst letzten Sonntag nach dem GP von Monza recht öffentlich beklagt hatte: „Seit sechs Jahren gewinnen wir nicht mehr.“ Die wirtschaftlichen Ergebnisse Montezemolos als Unternehmer kam aber auch Marchionne nicht umhin zu loben. Und Fiat-Präsident Elkann formulierte zum „Ende der Epoche“ (Zitat Montezemolo, das dieser übrigens „aus freien Stücken“ herbeigeführt haben will): „Ich will Montezemolo für all das danken, was er in diesen Jahren für Fiat und Ferrari getan hat.“

Weiteren Medienberichten zufolge wird der neue Job bei Ferrari kaum die größte Herausforderung der nächsten Zeit für Neo-Boss Sergio Marchionne bleiben. So bindet sich laut einem Bericht der deutschen „Welt“ schon Volkswagens Graue Eminenz Ferdinand Piech gerade eben das Lätzchen um, weil er demnächst Fiat-Chrysler verspeisen möchte …