Richter-Beschimpfung nach Pistorius-Urteil

Nachdem Urteil im Pistorius-Prozess sieht sich die Richterin Thokozile Masipa mit persönlichen Angriffen und Verbalattacken konfrontiert und muss unter Polizeischutz gestellt werden.

Vertreter von Anwälten und Richtern in Südafrika haben sich besorgt über Beschimpfungen der Richterin nach dem milden Urteil gegen Sprintstar Oscar Pistorius geäußert. Die persönlichen Angriffe auf Richterin Thokozile Masipa seien „beispiellos“ sagte Sarah Sephton von der Anwälte-Organisation The Legal Resources Centre am Mittwoch. „Masipa hat nur ihren Job gemacht“, betonte Sephton.

Die 66-jährige Richterin wurde wegen der Verbalattacken unter Polizeischutz gestellt, bestätigte sie. Kommentare in den sozialen Medien seien teilweise sexistisch und rassistisch gewesen. In einer Mitteilung mehrerer Interessensvertretungen hieß es: „Einige der Kommentare könnten sogar als Verhetzung, Verleumdung und Missachtung des Gerichts gewertet werden. Diese Kommentare unterstellen, dass Richterin Masipa korrupt sei, oder aufgrund ihres Geschlechts oder Hautfarbe nicht fähig sei, das Gesetz auf die vorgelegten Beweise anzuwenden.“

Der südafrikanische Anwaltsverband LSSA stellte sich am Mittwoch ebenfalls auf die Seite der Richterin: Es müsse Vertretern der Justiz möglich sein, ihre Arbeit ohne Angst vor Angriffen zu machen. Gerichtsentscheidungen könnten in Berufungsverfahren angefochten werden, doch persönliche Angriffe auf Vertreter der Justiz „sind weder vertretbar noch angemessen“, sagten die Vorsitzenden des LSSA am Mittwoch.

Masipa hatte den 27 Jahre alten Athleten Pistorius in der vergangenen Woche wegen fahrlässiger Tötung verurteilt, aber vom Vorwurf des Mordes an seiner Freundin freigesprochen. Das Strafmaß soll Mitte Oktober festgelegt werden.