Flanieren mit Plan – Wien bekommt ein Leitsystem für Fußgänger

Wien will, dass es (sich) leichter geht: Zwecks besserer Orientierung errichtet die Stadt ein neues einheitliches Leitsystem für Flaneure

Auf den Infotafeln finden sich Umgebungspläne, auf denen u.a. Öffi-Stationen, Taxistände oder öffentliche WCs verzeichnet, aber auch die Gehzeit zu nahegelegenen markanten Punkten oder Sehenswürdigkeiten angeführt sind. Die erste Stele wurde am Montag enthüllt.

Der Prototyp befindet sich am Siebensternplatz in Neubau. Acht weitere Säulen allein sollen noch in diesem Jahr auf der umgestalteten Mariahilfer Straße dazukommen, kündigte Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) bei der Präsentation an. Sie sieht das neue Leitsystem als „Gebrauchsanleitung für die Stadt der kurzen Wege“.

Soll heißen: Passanten soll vor Augen geführt werden, dass kurze Strecken in der näheren Umgebung oft am einfachsten und schnellsten per pedes zurückgelegt werden können. Auf dem Prototyp erfährt man etwa, dass ein Spaziergang vom Siebensternplatz zum Spittelberg zwei Minuten, zum Volkstheater sechs Minuten und zum Naschmarkt zwölf Minuten dauert. Auf den Plänen sind auch nützliche Abkürzungen – beispielsweise Durchgänge durch Höfe – ersichtlich. Ein alphabetisches Straßennamensverzeichnis hilft bei der Suche nach bestimmten Adressen.

Fünf Geh-Highways bis 2025

Zum Einsatz kommen sollen die neuen Tafeln vorrangig entlang der geplanten Flanierrouten. Bis 2018 will die Stadt bekanntlich die ersten zwei dieser spaziergängerfreundlichen Stadtquerungen realisieren. Eine führt vom 10. Bezirk (Reumannplatz) über die Wieden, die City und den Prater zur neuen Wirtschaftsuniversität, die andere vom Kutschkermarkt in Währing über die Josefstadt und Neubau zur Mariahilfer Straße und von dort weiter über den Naschmarkt bis zur Schleifmühlgasse (Wieden). Die erste Meile – inklusive verbreiterter Gehsteige, Trinkbrunnen, Begrünungen und sicherer Querungen – soll schon bis zum kommenden Sommer, und damit noch vor der Wien-Wahl, fertig sein, versprach Vassilakou. Bis 2025 sind weitere fünf Geh-Highways projektiert.

Abgesehen davon können die Bezirke weitere Säulen beantragen. Bei der Finanzierung – eine Tafel kostet 8.300 Euro – werde man den Vorstehern unter die Arme greifen, versprach die Ressortchefin.

Die neuen Info-Stelen bestehen aus einer rostfreien Grundkonstruktion und zwei bedruckten Glasplatten. In der Nacht können sie von innen beleuchtet werden – auf Wunsch und im Hinblick auf die Unterscheidbarkeit der einzelnen Flanierrouten auch in unterschiedlichen Farben.

Verbesserungsvorschläge zum Prototypen am Siebensternplatz sind übrigens willkommen. Dort ist ein QR-Code angebracht. Per Smartphone gescannt, wird man zu einem Fragebogen weitergeleitet.