Talib Kweli live in Wien – Schüler der Wahrheit

Er prägte die letzten 15 Jahre des Conscious Rap, wie kaum ein anderer. Am Freitag kommt Talib Kweli im Rahmen seiner Europa-Tournee nach Wien und tritt im Flex auf.

Wann gehört ein Hiphop-Artist zu den ganz Großen? Wenn man kommerziell erfolgreich ist? Wenn man ein Modelabel gründet oder sein eigenen Energydrink auf den Markt bringt? Talib Kweli hat nichts dergleichen angestellt, taucht selten in den Charts auf. Das er trotzdem zu den ganz Großen im amerikanischen Hiphop zählt, ist unbestreitbar. Geadelt wurde er von keinem geringeren als Jay-Z. Auf seinem legendären „Black Album“ reimt er:

If skills sold, truth be told/I’d probably be, lyrically, Talib Kweli.“

(c) Getty Images (Anthony Barboza) (c) Getty Images (Anthony Barboza)

 

Kweli unterscheidet sich stark von dem typischen Klischee eines Rappers aus New York City. Aber im Gegensatz zu anderen, die ihren Lebenslauf aufpolieren und sich unglaublich bemühen „Street Credibility“ zu ergaunern ging er einen anderen Weg. 1975 erblickte er als Sohn zweier Uni-Professoren das Licht der Welt. In seiner Familie wurde großer Wert auf die afrikanischen Wurzeln gelegt und so drehen sich auch seine Texte um die schwarze Gemeinde und Probleme, mit denen zu kämpfen sind. Der junge Talib ist begeistert von der Literatur. Er schreibt Kurzgeschichten, Gedichte und Theaterstücke. Die junge Hiphop-Kultur zieht ihn in seinen Bann. Im Theaterkurs der High-School lernt er dann einen gewissen Dante Smith kennen, der heute besser bekannt ist als Mos Def.

Der beginn mit „Black Star“

Das Duo beginnt gemeinsam unter dem Namen Black Star aufzutreten. Ihr gleichnamiges Album erscheint 1998 und wird ein großer Erfolg. Es besticht durch sozialkritische und politische Texte. Damit bilden sie ein Sprachrohr der Native Tongue, deren Ziel es war der Hiphop-Community ein politisches Bewusstsein näher zu bringen. Außerdem wollte man die wachsende Dominanz des Gangster-Rap durchbrechen und den Mittelstand mit intellektuellen Texten ansprechen. Danach trennen sich die Wege der beiden Künstler, beide machen solo weiter. Bis heute wartet die Szene gespannt auf ein zweites Album der beiden Männer, aber immer wieder treten die beiden gemeinsam auf. Sie organisieren Benefizkonzerte, wie das „Hip Hop for Respect“ im Jahr 2000. Das Konzert sollte auf die vorherrschende Polizeigewalt aufmerksam machen. Vorausgegangen war die Ermordung von Amadou Diallo, der von vier Polizisten mit 41 Kugeln erschossen wurde. Für jede einzelne Kugel trat ein Künstler auf.

(c) WireImage (Jim Spellman) (c) WireImage (Jim Spellman)

 

Talib Kweli ist ein großer Aktivist, der sich für die Rechte der schwarzen Bevölkerung stark macht. Gleichzeitig betont er immer wieder, dass Musiker bzw. Künstler im Allgemeinen viel zu wenig aus ihrer Bekanntheit machen. Denn diese sind in der Lage eine breitere Öffentlichkeit anzusprechen und sie auf Missstände hinzuweisen.

Talib Kweli ist ein viel beschäftigter Mann. Trotz seines großen Einsatzes für die Rechte anderer Menschen hat er nun sein sechstes Soloalbum veröffentlicht. „Gravitas“ heißt die neue Platte und hat durchweg positive Kritiken bekommen. Es ist kein Mainstream-Werk, aber darum gingt es Talib Kweli nie. Das lyrische Ausdrucksvermögen macht den Unterschied. Texte die zum Nachdenken anregen und dem Zuhörer die Augen öffnen. Das war immer das Ziel von ihm. Wie sein Name schon sagt: Talib bedeutet in der arabischen Sprache „Schüler“; Kweli ist Kiswahili und heißt „Wahrheit“ oder „Wirklichkeit“. Schüler der Wirklichkeit.