Rückzug und zynische Kommentare deuten auf Burn-out hin

Mitarbeiter gehen nicht mehr mit in die Pause und äußern sich häufig zynisch oder abfällig: Beobachten Kollegen oder Vorgesetzte dieses Verhalten bei anderen, sollten sie aufmerksam werden.

Möglicherweise sind Rückzug und zynische Kommentare die ersten Anzeichen für einen Burn-out, sagt Anette Wahl-Wachendorf vom Verband der Betriebs- und Werksärzte.

Früherkennung sehr wichtig

Betroffene selbst bemerken die Überlastung häufig erst dann, wenn sie bereits sehr erschöpft sind und ihre Leistungen schlechter werden. Davor ist vor allem das Umfeld gefragt. Kollegen können zum Beispiel den Mitarbeiter zur Seite nehmen und sagen: „Mir fällt auf, dass du gar nicht mehr mit uns kommst. Glaubst du nicht, dass du dir zu viel zumutest?“ Im besten Fall bringt das den Betroffenen dazu, sein Verhalten zu reflektieren.

Das Tückische ist: Viele Arbeitnehmer fühlen sich in diesem frühen Stadium noch gesund. Studien zeigten aber, dass sie, wenn sie dann nicht gegensteuern, nach vier oder fünf Jahren ein Burn-out bekommen können, erklärt Tegtmeier. Noch ein Punkt macht die Sache kompliziert: Stehen größere Projekte oder eine Prüfung an, sind eine zeitweise Überlastung und eine damit möglicherweise einhergehende Lustlosigkeit kaum zu vermeiden. Gefährlich werde es aber spätestens, wenn die Lustlosigkeit ein Jahr und länger andauere.

Verantwortung liegt auch beim Vorgesetzten

Vor allem ist jedoch der Vorgesetzte gefragt. Zu seinen Aufgaben gehöre es, kritisches Arbeitsverhalten von Mitarbeitern zu korrigieren. Fällt einer Führungsposition auf, dass Kollegen deutlich länger arbeiten als andere oder etwa noch spät nachts E-Mails schicken, suchen sie am besten das Gespräch. Im Zweifel müssen sie mit ihnen die Arbeitswoche durchgehen und gemeinsam analysieren, warum sie so lange arbeiten.

Möglicherweise hat der Betroffene einfach deutlich mehr Aufgaben als weniger belastbare Kollegen. Ein Gespräch zu führen, liegt auch im Interesse der Vorgesetzten: Haben Mitarbeiter erst einmal einen Burn-out, fallen sie häufig sehr lange aus.

Vorbeugung

Berufstätige können ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber psychischen Belastungen trainieren. Psychische Widerstandsfähigkeit sei vor allem eine Einstellungssache, erklärt Jörg Feldmann von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Ein dickes Fell haben vor allem die Mitarbeiter, die einen gesunden Abstand zum Job behalten. Die Arbeit dürfe ihnen zwar auf keinen Fall egal sein, aber sie sollten sich klar machen: „Das ist nun mal mein Job, aber das ist nicht alles im Leben“, sagt Feldmann. Dann werfe es einen auch nicht völlig aus der Bahn, wenn Erfolgserlebnisse eine Weile ausblieben. „Ist der Job mein Ein und Alles, trifft mich das umso härter.“ Für diesen Abstand sind etwa ein regelmäßige Hobbys, Sport, Freunde oder die Familie wichtig.

Mitarbeiter mit einer hohen psychischen Widerstandsfähigkeit zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihre Arbeit mit großer Gewissenhaftigkeit erledigen. Zudem verstehen sie sich besser mit anderen Menschen, sind neugieriger und vor allem emotional stabiler. Und genau davon hängt in den Augen der Forscher beruflicher Erfolg ab: Führungskräfte verfügten oft über eine höhere Widerstandsfähigkeit als Mitarbeiter.

Gleichzeitig spielten die Vorgesetzten eine wichtige Rolle dabei, Mitarbeiter widerstandsfähiger zu machen. Sie steigern deren Belastbarkeit, indem sie ihnen einerseits eine gute Orientierung und andererseits Kontrolle über den jeweiligen Arbeitsbereich geben.