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Harrys fabulöse Miss Markle, Herzogin von Sussex

Manfred Sax

Mit Normalsterblichen hatte die Queen der Briten anno Lady Diana Probleme. Aber Meghan Markle ist neues Terrain: weder britisch noch weiß noch blaublütig. Wie wurde aus ihr die Herzogin von Sussex? Ein Upgrading-Kurs in 9 Schritten.

Die fabulöse Miss Meghan Markle by Genevieve, Lizenz: CC BY 2.0.

*Amerikanerin. Rachel Meghan Markle wurde am 4.8. 1981 geboren und ist damit um 3 Jahre älter als ihr Harry. So weit, so üblich. Auch Harrys Vater Charles ist jünger als seine Camilla, Bruder William jünger als Gattin Kate. Und wie heißt es unter britischen Aristokraten? Solange sie keine geschiedene Amerikanerin ist (wie Wallis Simpson, für die König Edward VIII seinerzeit abdankte), ist alles machbar. Nur: Ms Markle ist in der Tat Amerikanerin und außerdem geschieden, und blau ist nur ihre Lieblingsfarbe, aber nicht ihr Blut. Und nicht nur das.

*Gemischtrassig. Insbesondere Reporter gaben sich auch sonst farblich konfus. Ms Markles Vater ist ein weißer Amerikaner namens Thomas Markle Sr, der mal als Beleuchter einen Emmy gewann. Ihre Mutter ist die Yoga-Lehrerin Doria Loyce Ragland, von Mr. Markle geschieden und außerdem Afroamerikanerin. Die obligate Reporterfrage an Ms Markle seither daher: „Sind Sie jetzt schwarz oder weiß?“ – „Gemischtrassig“, sagt sie dann höflich, während Harry an ihrer Seite ein zornrotes Gesicht bekommt. Aber wie groß waren eigentlich die Chancen, dass Harry und Meghan einander je treffen? Zwischen „null“ und „gering“ würde man sagen, und „gering“ wohnt hier nicht mehr. Nur …

Deal or No Deal? Die frühe Ms Markle in L.A. (screenshot)

*Schauspielerin. Ms Markle wuchs in Hollywood auf und studierte Theaterwissenschaft und wurde dank Vati in ihren frühen Zwanzigern zu kleinen Schauspielrollen engagiert. Zum Beispiel als Krankenschwester in der Soap General Hospital, oder auch als Nummerngirl in der TV-Show Deal or No Deal. Was noch immer einen langen Marsch von einem Hollywood-Studio bis hin zum Buckingham Palace vermuten lässt. Nur …

*Rachel Zane in Suits. 2011 heuerte Ms Markle bei der US-Show Suits als Anwältin namens Rachel Zane an, wodurch so manches transparent wurde, zum Beispiel ihre schönen Augen und ihr generell großartiges Aussehen, das zu verstecken ohnehin eine Schande wäre, ”if you got it, flaunt it“, wie man in der Szene sagt. Und Suits ist eine Sendung, die auch in England über die TV-Schirme flimmert, warum also nicht in einem Palast? Allerdings heiratete sie noch 2011 den TV-Produzenten Trevor Engelson. Theoretisch also „aus für Harry“, nur …

*Frisch geschieden. 2013 ließ Ms Meghan sich scheiden und wurde wieder Miss Markle. Die sich außerdem 2014 zur Chefredakteurin der Webseite The Tig mauserte, was ihr dank Mitarbeit von Kapazundern wie Liz Hurley, Jessica Alba, Ivanka Trump und vielen mehr den – zunächst bescheidenen – Ruf einer Influencerin (= einflussreiche Person) bescherte. Nur: Wie geriet sie an Harry?

Ms Markles Auftritte in „Suits“ mussten Eindrücke im Buckingham Palace hinterlassen haben … (screenshot Suits).

*Blind Date. Schuld war eigentlich, hm, Afghanistan. Harry absolvierte dort bekanntlich ein paar Monate Militärdienst und hatte daher unter Soldaten auch Freunde, denen ein Arm oder ein Bein oder Ähnliches abhanden kam. Wodurch sie auf eine Karriere als Paralympioniken umsattelten. Wodurch Harry beschloss, Patron von paralympischen Sportveranstaltungen zu werden. Und im Rahmen so eines Bewerbs in Toronto (2016) erspähte Harry erstmals seine Meghan, fand einen Bekannten, der auch ein Bekannter von ihr war, und ging mit ihr auf ein „Blind Date“. Der Rest wäre an sich simple Geschichte, nur …

Topfit als Top-Influencer. Ms Markle in Toronto. Pic: Gabbot, Lizenz: CC BY.SA 2.0

*Top-Influencer. Wie ebnet man nun den Aufstieg einer eher kleinen bürgerlichen Schauspielerin und Webseitenchefin ins blaublütige Dorado der Briten? Zunächst schrittweise. Selbstverständlich erregte das Bekanntwerden von Harrys Romanze weltweites Aufsehen. Gleichzeitig wurde Ms Markle sehr rührig als Campaignerin für feministische Anliegen (modern!) und Engel wohltätiger Zwecke (royale Tradition!). Was Alles in Allem das US-Magazin Time dazu bewegte, Ms Meghan Markle als eine der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt im Jahr 2018 auszurufen. Sehr nützlich, nur …

*Royales Upgrading. Wie macht man nun den ehelichen Sack zu? Geschiedene gemischtrassige Amerikanerin heiratet Nummer 5 der englischen Thronfolge? Nicht ganz. Es musste, erstens, eine Session beim Erzbischof her, damit aus der katholisch aufgewachsenen Meghan eine Protestantin wurde. Zweitens war ein gevifter Spindoktor angesagt. Und irgendjemand hat da offenbar mächtig an den Stammbäumen gerüttelt und gar Wunderbares gefunden und vorbeugend mal auf Wikipedia verankert. Demnach befinden sich unter den Ahnen von Vater Markle offenbar so illustre Kaliber wie der englische Adelige und Kapitän Christopher Hussey (einer der ersten englischen Siedler in Amerika, 17. Jh.) sowie – hey! – der ehemalige König Robert I von Schottland (Robert the Bruce, siehe Braveheart-Clip oben: Der verblichene mutmaßliche Verwandte von Ms Markle birnt die Engländer) sowie die holde Mary Clifford, ihres Zeichens Abkömmling von Englands König Edward III. Ms Meghan Markle ist ja doch blaublütig, man könnte fast schon von Inzest sprechen. Einer Hochzeit von Harry und Meghan steht also nichts mehr im Weg.

*Königliche Hoheit, Herzogin von Sussex. So wird sie demnächst angesprochen werden, denn kommenden Samstag ist Hochzeit, und das wird wohl weltweit ein resches Binge-TV-Fest. Denn nichts kann sich publicitymäßig mit einem Ereignis der Marke „Prinz kriegt Prinzessin“ vergleichen. Und sie lebten, sagt das programmierte Skript, im Blitzlicht der Medien bis ans Ende ihrer Tage und machten hübsche Kinder. Auch kein Fehler. Gelegentliche Blutauffrischung hat den Blaublütlern nie geschadet, also … you know.

Happily ever after? Mal sehn. Pic: Northern Ireland Office, Lizenz: CC BY 2.0.