Dominikanische Republik: Die Villen des Austro-Moguls

Lassen wir den Insel-Norden den Pauschal-Fliegern. Die wahre Erholung wartet in La Romana im Süden der Dom.-Rep. – und die Anlage der Superlative stammt von einem legendären Österreicher.

Das erste, was man am Airport von Puerto Plata, sieht, sind Surfbretter. Sie weisen den (Kite-)Surfern am nördlichen Flughafen der Dominikanischen Republik den Weg zum Strand von Cabarete. Zwischen Flughafen und dem Meer liegt für sie und alle Pauschaltouristen nur mehr die Abgabe der Immigrationskarte und das Abwimmeln der „Helfer“, die für 500 Pesos (10 Euro) anbieten, den Gepäcksscan zu umgehen. Draußen warten bereits die Busse, um die Europäer in ihre Hotelburgen an der Playa Dorada zu bringen, an der einst Falco sein Leben ließ.

Wer es hier ruhiger liebt, sei auf das Casa Colonial-Boutiquehotel verwiesen. Wenig Kilometer weiter, in der „Calle Beller“ gegenüber des Parks vor der Barock-Kathedrale San Felipe, serviert man sogar Punschkrapferl. Thomas Ruf aus Stetteldorf am Wagram hat sich vor 16 Jahren in Puerto Plata mit der „Reposteria Mariposa“ niedergelassen. Kilometerweit reisen die Dominikaner an, um eine der 28 Eis-Sorten zu schlecken.

Ein Domizil wie ein Staat

Weit weniger frequentiert ist La Romana, der Flughafen im Südosten der Insel. Wer hier landet, hat in der Regel nur ein Ziel – Casa de Campo, die Ferienanlage der Reichen und Schönen. Wobei Anlage ein wenig untertrieben ist, mit 28 km² Fläche ist das Areal größer als mancher europäischer Staat. Gegründet hat diese Enklave ein Österreicher. Der 1926 in Wien geborene Charles Bluhdorn (die „ü“-Stricherln verloren sich bei der US-Einwanderung) war zu Lebzeiten bereits Legende. Nicht wegen seines dicken österreichischen Akzents, sondern wegen seiner wirtschaftlichen Geschicks. Bluhdorn wurde mit 30 Millionär, wenig später gehörten Minen, Verlage, eine Fluglinie und vor allem die Paramount Studios zum Reich der Gulf+Western-Company.

Am Chavón mit Coppola

So kam der Wiener auch in den Abspann des dritten Teils von „Der Pate“, nachdem das Studio unter seiner Ägide bereits die ersten Teile realisiert hatte. Und Francis Ford Coppola war auch einer der Regisseure, die er in die Dominikanische Republik holte; Teile der Fluss-Szenen in „Apokalypse now“ entstanden am Chavón. An diesen Fluss hatte Bluhdorn sein Investment in Zuckerrohr gebracht, wenig später ließ er hier die Ferienanlage errichten. Erster Teil und bis heute für die Karibik überraschendes Herzstück ist das italienische Mittelalterdorf „Altos de Chavón“. Bis hin zu den Schnulzensängern hat man Italien hierher verpflanzt. Amerikaner lieben, was Bluhdorn hier hergestellt hat. Er selbst kam ebenfalls oft hierher, selbst der Herzinfarkt, der ihn mit nur 56 Jahren aus dem Leben riss, ereilte ihn am Rückflug von La Romana.

Essen fassen mit dem Cart
Zuletzt erweiterte man 2004 die Anlage um „eine Villa mit 50 Zimmern“ (Nächtigung je nach Dollar-Kurs ab EUR 150), wie Direktor Claudio Silvestri die 50 neuen Wohn-Einheiten nennt, zu denen jeweils auch ein Golf-Cart gehört. Anders wären die langen Wege zum angelegten Badestrand oder in die beeindruckende Marina nicht zurückzulegen. Das Vehikel ist nicht zufällig gewählt, gleich drei Golfplätze im Umfeld von Casa de Campo stehen für den Abschlag bereit. Und auch die Verbindung mit der Entertaimentwelt riss mit Bluhdorns Tod nicht ab. Während Frank Sinatra das 5.000 Sitzplätze fassende Amphitheater einweihte, gab sich heuer dort Elton John die Ehre.

Um einen Mangel an Publikum braucht sich hier keiner sorgen, neben den 300 Hotelzimmern finden sich 1.700 Villen und 100 Luxus-Apartments auf der Anlage. Damit nicht genug, stehen den Gästen 16 Pools, Tennisplätze, eine Tontauben-Schießanlage und ein Polo-Feld zur Verfügung. Und wer Glück hat, kann vielleicht sogar von Dominique, der Tochter Bluhdorns und Präsidentin des Kulturcenters „Altos de Chavón, Erinnerungen an den Österreicher, der als Vater des dominikanischen Tourismus‘ gilt, erzählt bekommen.

http://casadecampo.com.do