Der neue Pirelli-Kalender hat „breasts and brains“

Der neue Pirelli-Kalender ist da!

Intelligenz ist sexy. Das ist nicht neu und auch kein Gerücht. Wirklich neu ist jedoch der Pirelli-Kalender, denn er tauscht explizite Sexiness gegen Sex-Appeal mit Köpfchen. 

von Sarah Wetzlmayr

Die Männermagazine FHM und Zoo wurden vor kurzem eingestampft und auch der Playboy hat sich in den letzten Monaten ziemlich die Blöße gegeben als verkündet wurde, dass sie sich von nun an von der aboluten Entblößung ihrer Models distanzieren wollen. Es werden in nächster Zeit am Magazinmarkt also deutlich weniger Hüllen fallen. Auch die große Anziehungskraft des legendären Pirelli Kalenders ist, in der von Annie Leibovitz fotografierten Ausgabe von 2016, vor allem auf angezogene Models gegründet. Man sieht nämlich Frauen die mit beiden Beinen im Leben stehen – und zwar nicht in Highheels, Netzstrümpfen und aufreizenden Posen, sondern ganz normal, in ziemlich alltäglichen Situationen.

Breasts or Brains

Behält man diese Veränderungswelle in der Darstellung von Frauenkörpern im Hinterkopf, liegt Pirelli mit dem neuen Kalender aber goldrichtig. Zwölf mal Frauenpower in durchgängig schwarz/weiß und verkörpert von Frauen wie Patti Smith, Serena Williams oder Comedy-Star Amy Schumer, um nur einige zu nennen. Pirelli lenkte den Fokus im neuen Kalender von breasts auf brains, und zoomt man mit dem eigenen Blick etwas genauer ins Bild, erkennt man genau darin auch ein- oder manchmal durchaus zweideutigen Sex-Appeal. Dass es sich bei den abgebildeten Frauen nämlich ganz klar um Frauen mit Köpfchen handelt, bekommt man ganz schnell mit, wenn man die Namen einmal durchgeht:  Mellody Hobson, Hollywood Produzentin Kathleen Kennedy, Künstlerin Shirin Neshat, MoMa Präsidentin Emerita Agnes Gund und die Chinesische Schauspielerin und UN Goodwill Ambassador Yao Chen.
In jedem Fall lösten Leibovitz Inszenierungen rund um den Globus ziemlich kontroverse Reaktionen aus. Dass es multiple Aufschreie nach mehr Nackheit geben wird, war abzusehen – was jedoch wirklich zum Nachdenken anregen sollte ist, dass anscheinend im allgemeinen Verständis, Frauen noch immer ganz stark einem Entweder-oder unterworfen sind: Sie haben entweder was im Kopf, sind inspirierend, oder sie haben einen schönen Körper und sind sexuell anregend.

Offence statt Defence

Leibovitz Fotos vetreten keines der im Moment dominanten weiblichen Körperbilder. Üppige Muskeln und Fettpölsterchen sind ebenfalls im Kalender abgebildet. Das gibt Hoffnung, dass Frauen sich möglicherweise eines Tages auch auf andere Dinge konzentrieren können, als ihren eigenen Körper zu optimieren und sich für sogenannte „Makel“ zu verteidigen – ihren Kopf und ihre Karriere zum Bespiel. Der Kalender schafft auf jeden Fall beides, ist sexy ohne plakativ zu sein und gleichzeitig Kunst mit Köpfchen.
Für alle die das nicht gut finden: Lest den Playboy – solange halt noch Nackte drin sind.