Sag zum Abschied leise „Techno“
© Gersin Livia Paya/Flickr
Wenn im Prater die Lichter ausgehen, sind sie in der Pratersauna erst angegangen. Ab Februar bleiben sie auch dort erstmal aus. Wir bringen ein wenig Licht ins Dunkel der Zukunft dieser Wiener Fortgehstätte.
von Sarah Wetzlmayr
Ho ho ho. Passend zur Weihnachtszeit tritt ein neuer Weihnachtsmann auf den Plan, Martin Ho, nämlich, der obwohl der Name eigentlich Programm sein sollte, allen Freunden der Wiener Elektro-Szene ein nicht gerade schönes Weihnachtsgeschenk macht. Der Gastronom, der in den letzten Jahren vor allem mit seinen Dots-Sushi-Lokalen auf sich aufmerksam gemacht hat und dem auch das an die Pratersauna angrenzende VIE i PEE gehört, kauft die Sauna und weiß noch nicht genau, was er damit will. Das behauptete er jedenfalls bis vor kurzem noch.
Nicht Fisch nicht Fleisch. Nicht Club nicht Restaurant.
Es brodelte ja schon seit längerem in der Gerüchteküche rund um die Wiener Fortgehstätte. Außerdem scheint die Wiener Clubszene, nach einem kurzen Hoch, gerade wieder enorm im Umbruch zu stecken. Hals- und Beinbruch, kann man dem Herrn Ho da nur wünschen, der, so spuckte es der Gerüchtetopf soeben aus, ein Fusionsprojekt zwischen ehemaliger Pratersauna und VIE i PEE im Kopf hat. Mehr in Richtung Beach Bar soll das ganze außerdem gehen, der „typische Saunacharakter“ trotzdem irgendwie erhalten bleiben, Garten- und Poolbereich revitalisiert werden und ein wenig mehr Tagesbetrieb stattfinden. Das hört man jedenfalls heraus. Das Schicksal der Pratersauna scheint eine allgemeine momentane Tendenz in der Wiener Fortgehlandschaft abzubilden, denn auch die Grelle Forelle, der Pratersauna-Konkurrent am Donaukanal, möchte den Clubbereich verkleinern und die Kulinarik etwas aufwerten. Auch das Flex hatte in seiner jüngsten Vergangenheit mit einigen Problemen zu kämpfen und die Kantine lädt im Jänner sowieso zur ultimativen Abrissparty. Es ist nicht leicht im Moment für Clubbetreiber (12 Gründe dafür, finden sich übrigens im neuen WIENER). Dennoch betont Ho, dass der Clubcharakter in der Waldsteingartenstraße bestehen bleiben soll, und es nicht darum gehen wird sich den frisch fröhlich im Pool umherschwimmenden Fisch selbst auzusuchen um in dann in auf einer Liegewiese als Sushi serviert zu bekommen.
Ein (Prater)stern verblasst
2009 von Stefan Hiess und Hennes Weiss generalsaniert und kurz darauf von DeBug zum „zweitbesten Club im deutschen Sprachraum“ gewählt, hat die Pratersauna eine ziemliche Erfolgsstory hingelegt. Internationale DJs, architektonisch durchdesignte Toiletten und eine große Schmusability – die Pratersauna war das Berghain der Alpenrepubik. Und egal wohin die Reise jetzt geht – in diesem Pool ist der echte Wiener auf jeden Fall gerne untergegangen. Und ein Herzstück der Wiener Clubkultur ist im Jänner am Untergehen. Allerdings noch mit vielen Sternstunden – denn der Jänner wird in der Pratersauna nochmal richtig fett. Internationale und nationale Acts werden dem Club nocheinmal ordentlich Leben einhauchen und all die schweißtreibenden Clubformate, wie DuschDich, Strom Club, Praterei, Saunieren statt Studieren ein letztes Mal wiederbelebt. Winter ist sowieso Saunazeit – einmal schwitzen geht also noch!
Danach soll der Club bis März wegen Umbauarbeiten geschlossen bleiben, und dann wird man sehen was aus dem Überraschungsei hüpft. Hoffentlich kein toter Fisch.
Danke Pratersauna! Für viele schöne Erinnerungen – vor allem auch für solche an die wir uns nicht mehr erinnern können.
Die Pratersauna wird „revitalisiert“.