Man ist ja schon ein bisschen übersättigt von diesen ganzen 0815-Pop-Up Ideen. Ab und zu gibt es aber dann doch noch eine richtige gute – und noch dazu eine die richtig satt macht – in der Marktwirtschaft im Siebten nämlich, wo syrische Flüchtlinge für einen Monat die Küche übernehmen.
von Sarah Wetzlmayr
© David Kreytenberg
Viele haben im vergangenen Jahr mal die Worte „Magdas“ oder „Magdas Hotel“ in den Mund genommen. Und das ist auch gut so. Noch mehr haben den Mund etwas zu voll genommen und Wien in Zusammenhang mit einer ausgereiften Pop-Up Kultur erwähnt. Wenn man mal in London Shoreditch unterwegs war, weiß man aber dass es hier noch recht geräumig viel Luft nach oben gibt.
Das Konzept Pop-Up, oder Zwischennutzung, in seiner sinnvollsten Form, findet sich jetzt aber dennoch in Wien wieder. Genauer gesagt in der Siebensterngasse im 7. Bezirk, in den Räumlichkeiten der erst kürzlich eröffneten Marktwirtschaft und seiner integrierten Gaststätte „Die Liebe“. Dort verschränkt sich nämlich gerade das Konzept von Magdas Hotel, das mittlerweile als Vorzeigeprojekt gilt was die Integration von Flüchtlingen anbelangt (sogar der Guardian berichtete darüber, wie man hier nachlesen kann) und der anderswo längst durch- und zerkauten Pop-Up Strategie. Im hinteren Teil des in Boboville (Wien Neubau) angesiedelten „Indoor“-Marktes befindet sich nämlich das Lokal „Die Liebe“ von David Kreytenberg, in dessen Küche normalerweise Küchenchef Alfred Schoch, Hand anlegt um den Einwohnern von Boboville und seinen neugierigen Besuchern kulinarisch richtig einzuheizen.
Kurz mal den Löffel abgeben
Ab dem 7.1. gibt Schoch jedoch abends den (Koch-)löffel ab. Nicht im sprichwörtlichen Sinn, Gott sei Dank, sondern ganz real. Bis Ende Januar übernehmen nämlich syrische Flüchtlinge das abendliche Geschehen in der Küche. Nährboden dieser Idee war das Charity Event „Hosten statt Posten“ der Stadtflucht Bergmühle. Startpunkt einer spannenden kulinarischen Reise ist das allemal – der an Hausmannkost geschulte Wiener Gaumen, kann sich nämlich auf allerhand exotische Ausflüge gefasst machen. Wie bei Oma gilt – gegessen wird was auf den Tisch kommt. Was bei der Geschichte finanziell rausspringt, soll unterschiedlichen karitativen Einrichtungen zugute kommen. Welche das genau sein werden, wird am Ende, nach hoffentlich erfolgreichem Abschluss des Projekts, noch bekannt gegeben.
Fest steht schon mal so viel: Eine Sprache die man immer gemeinsam hat ist ja bekanntlich die der Kulinarik und davon gibt es in der Marktwirtschaft reichlich. Und die der Liebe ja selbstverständlich auch – in einem Lokal das sich ja schon so nennt, sollte auch die vorhanden sein.
Um sich davon zu überzeugen, dass es nicht nur Gerüchteküche ist oder ein weiteres Produkt des urbanen Pop-Up Mythos Wiens, sollte man am besten einfach mal hinschauen. Wer sich vorab schon mal online informieren möchte, kann das hier tun.
© Klaus Vyhnalek
Viel Liebe in der Marktwirtschaft
Bleiben sie doch noch!
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