Essen

Eine kulinarische Reise entlang des Gürtels

Sarah Wetzlmayr

Am Gürtel gibt es nur Speisen irgendwo unterhalb der Gürtellinie? Falsch gedacht!

Wer denkt, am Gürtel gäbe es nur Möglichkeiten der Nahrungsaufnahme, die sich weit unterhalb der Gürtellinie befinden (oder die erst dann lecker werden, wenn die Hose frühmorgens schon irgendwo unterhalb der Gürtellinie hängt), der liegt falsch. Die Auswahl ist mannigfaltig und gut. Trotzdem lohnt es sich zu wissen, wo sich die (oft späte) Einkehr auch wirklich lohnt.

_01. Café Carina. Die Auswahl an Nahrung ist hier zwar nicht besonders groß (Käse- oder Schinken-Käse-Toast und zwei verschiedene Paninis) aber eine Liste, die vorhat Gürtellokale hübsch untereinander anzuordnen, geht ohne Carina einfach nicht. Ähnliches gilt übrigens für den großen Nachbar auf der anderen Seite des Gürtels: Das Café Concerto. Diese beiden Lokale sind Horte für all diejenigen, die bei „Afterparty“ an das letzte gute Bier und den obligatorischen Toast denken und nicht an die letzte Line am Fußboden einer Model-WG. Besonders das Carina ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen – am Wochenende empfängt einen der Carina-Dunstkreis schließlich sogar bis 6 Uhr früh.
www.cafe-carina.at_

02. Würstelstand Leo. Der Würstelstand am Döblinger Gürtel ist nicht nur der älteste seine Art (1928 gegründet) und zählte allerhand Prominenz zu seinen zufriedenen Kunden (Bruno Kreisky), sondern ist wohl auch einzige Hort des eitrigen Glücks, dem ein eigener Kurzfilm gewidmet wurde. Türkis-Weiß, lautet seit der Entdeckung des Leo, jene Farbkombination, die für die ideale Verbindung von Fleisch, Semmeln und Senf steht. Auch die Auswahl (60 verschiedene Speisen) macht den Leo zum Nacht-Imbiss unserer Wahl. Guten Leberkäse gibt es auch.
http://wuerstelstandleo.at/

_03. Donaudelta. Man würde sich wohl niemals in fast undurchdringbar wirkende Blase der absoluten Hässlichkeit, die den Sechshauser Gürtel umgibt, vorwagen, wäre da nicht das Donaudelta. In dem rumänischen Lokal gilt ganz eindeutig: Außen pfui, innen hui. Dass es hier gänzlich auf die inneren Werte ankommt, beweist auch die Speisekarte: Mit Innereien sollte man bei einem Besuch des Donaudelta auf jeden Fall keine Probleme haben. Hier ist die Überraschung Programm und das gilt auch für die Speisekarte. Genug Mut mitbringen – er macht sich bezahlt.
http://donaudelta.at/_

04. Café Industrie. Wer sich Sorgen darüber macht, dass sich hier der ein oder andere Teelöffel Motoröl ins Bier verirrt, der sei beruhigt – die Drinks im Café Industrie sind durchaus überzeugend. Weil sich der Besuch im Industrie als spannende Reise in die Beisl-Vergangenheit entpuppt, taucht auch der ein oder andere Hipster, mit etwas robuster ausgestattetem Nervenkostüm, öfters mal hier auf. Zu den berühmtesten Gästen des beinahe 100-jährigen Lokals zählt Ernst Hinterberger. Wer sich Mitglieder der Industriellenvereinigung hier erwartet, liegt falsch – ein Besuch lohnt sich (trotzdem). Zu essen gibt es alles von der Wurst bis zum Würstelgulasch.
http://www.cafe-industrie.at/_

05. Café Westend. Wer gerne ein wenig in der Alt-Wiener-Kaffeehauskultur baden möchte, ohne dabei von Touristen aufgehalten zu werden, die sich nicht zwischen Apfelstrudel und Kaiserschmarren entscheiden können, dem sei ein Besuch im Westend empfohlen. Es ist die ranzigere Alternative zu Griensteidl, Central und Co. Die Speisekarte überzeugt mit Wiener Schmankerln zu Preisen, die sich noch in einem halbwegs annehmbaren Rahmen befinden. Wer auf sein Frühstücksei nicht verzichten kann: Hier bekommt man noch 2 Eier im Glas. 1 super Angebot!
http://www.cafe-westend.com/_

06. Café Derwisch. Was das Donaudelta für die rumänische Küche ist, ist das Derwisch für die türkische. Es ist vor allem die lockere Atmosphäre, die das Derwisch ausmacht und nicht so sehr das Essen selbst – denn, wenn wir ganz ehrlich sind, ist türkisches Essen am Gürtel nicht gerade ein seltenes Vergnügen. Dennoch lohnt sich ein Besuch im Derwisch – vor allem wenn man ihn als kleinen Auslug in die Welt des Vegetarismus begreift.

_07. Mai Kai in der Lugner City. Keine Aufzählung von nennenswerten Gürtellokalen ohne die Lugner City. Die Lugner City ist natürlich ein kulinarisches Paradies, in dem man sich einen ganzen Tag lang vergnügen kann (Immodium nicht vergessen), wir haben uns dennoch einen speziellen Ort des Genusses herausgepickt – und zwar das Lokal „Mai Kai“. Im „Mai Kai“ gibt es nämlich nicht nur indische Küche, sondern auch Karaoke und Cocktails. Es ist somit das perfekte Rundumpaket für den Gürtelaufenthalt.
http://www.mai-kai.at/

_08. Der Mäci am Hernalser Gürtel. Dieser Ort darf nicht fehlen, wenn es darum geht nächtliche Hungergefühle zu bezwingen. Man muss nämlich schon ordentlich Pech haben, um genau jene kurze Zeitspanne zu erwischen, in der das Lokal gerade geputzt wird und deshalb kurzfristig keine Big Macs ausgegeben werden können. Die Lage (direkt neben dem Gürtellokal B72) ist natürlich ebenfalls unschlagbar. Es gibt wohl kaum einen Gürtelbesucher, der noch nicht probiert hat in diesem McDrive zu Fuß einen Burger abzustauben. Geht nicht.