AKUT
Diese Woche lieben wir: Adele Neuhauser
Zeit, eine Schauspielerin zu würdigen, bei der wir uns meistens fragen „Ist es eine Tragödie? Ist es eine Komödie?“. Und genau das macht richtig viel Spaß.
Bei der sonntäglichen Konsumation des Österreich-Tatorts hat sich etwas Entscheidendes gerändert: Früher wollten wir in erster Linie dabei zusehen, wie Harald Krassnitzer auf einem sehr dünnen Pfad zwischen Aufmucken und Auszucken herumspaziert, mittlerweile interessiert er uns eigentlich nur noch wenn Moritz und Bibi, von ihren unstrukturierten Gefühlen füreinander geleitet, aneinander krachen. Und das passiert, glücklicherweise, eh mehrmals pro Folge. Bibi Fellner, großartig gespielt von Adele Neuhauser, hat es nämlich über die letzten Jahre irgendwie geschafft sich in unserem strengen Tatort-Beurteilungskatalog hochzugranteln. Wer bei schlechter Laune einen Thomas Bernhard zur Hand nimmt, der versteht wovon hier die Rede ist. Der muss lachen, wenn die bis ins Absurde hinein gesteigerte Verzweiflung des Malers Strauch in Frost, so richtig aus ihm herausbricht. Wir lachen dabei nicht, weil wir uns über die Verzweiflung dieser Figuren lustig machen – das wäre sadistisch und das sind wir definitiv nicht, sondern weil ihre absurd-komische Weise diese auszudrücken das Menschlichste ist, was wir an diesem Tag gesehen haben. Und wenn wir uns bei Bernhard manchmal fragen „Ist es eine Tragödie? Ist es eine Komödie?“, dann tun wir das genau deshalb bei jedem Österreich-Tatort genauso. In ihrem Gesicht spielen sich die Geschichten, auf einer, in ihrem wahrsten Sinn, sehr menschlichen Ebene noch mal ab – allerdings ohne dabei zu viel oder gar das Ende zu verraten. Wir können also aufatmen und und erleichtert zurücklehnen – denn die Tatort-Sommerpause ist heute um exakt 20.15 endlich vorbei.
Foto © ORF/Hubert Mican