Essen
Lokaltest: In-Dish – Curry-Crossover
Hat da wer die vorige WIENER-Ausgabe gelesen? Aus der Rubrik Asia-Fusion-Küche gibt es im In-Dish jedenfalls Tandoori-Calzone. Echt jetzt? Keine Scheu, Klassiker können die auch!
Text: Roland Graf
Eines weiß Sufian Ahmed mit seinen 25 Jahren: Wo es in London grandioses indisches Essen gibt. Und die Vorliebe für das Dishoom hat auch die Bodengestaltung des Lokals geprägt, das er nach Lehrjahren in Mayfair in Wien 1 eröffnet hat. Wären nicht die Poster an der Wand, könnte hier auch Filet Wellington oder Quiche Lorraine serviert werden. Es gibt aber zwei andere Küchenlinien, die sich listig verzahnen auf der querformatigen „Ich zeige gleich alles“-Speisekarte. Eine Fusion-Linie, die Nationalstile so verwirbelt, dass man fast schon rufen will: „Nicht mit dem Essen spielen!“ So hat man die Risottobällchen „Arancini“ mit einer Masalafüllung „einge-indischt“, wie es Ahmed nennt. Die indischen Sushi-Rollen mit Tandoori-Huhn wiederum werden am Nebentisch als „Semmelknödel mit Curry“ recht trefflich beschrieben.
Doch der Tandoor – der Holzofen war nicht leicht zu genehmigen – macht abseits der Rollen alle Punkte: Die Trilogie mit roten (da gibt Tamarinde die Farbe) und grünen (Spinat-Koriander) Hendlstücken ist optisch top und perfekt saftig. Womit wir bei den original indischen Gerichten wären, der echten Stärke des Hauses. Noch mehr Raucharoma etwa bringen die Tandoori-Garnelen mit. Einen weiteren Ofen hat sich der Chefkoch aber für die Burger-Buns ausbedungen: Knusprige Brioche hüllt einmal Huhn und nicht Pulled Pork. Dafür sei dem In-Dish gedankt! Zumal die Süßkartoffel-Pommes auch knusprig und nicht fetttriefend serviert werden. Selbst kleine Dinge, etwa das Schälchen mit Kokos-Cashew-Chutney (zu 2 Euro), überzeugen. Vorsicht hingegen ist bei der scharfen „Ghost“-Sauce angebracht, sie verwandelt einen leicht in das einzige knallrote Gespenst der Stadt.
Highlight war aber das Butter Chicken, das sich schulmäßig in seiner süßsauren Crema baden darf; lediglich mit einem Mandelsplitter-Minenfeld wird der knackige Kontrapunkt zur rotschlotzigen Herrlichkeit gesetzt. Das Lamm-Biranyi gehört ebenfalls zu den derzeitigen Top-3-Versionen der Wienerstadt. Die Achillesferse aller Asiaten, die Patisserie, vermeidet man mit erneuter Fusion: Pistazien-Mascarpone-Creme kommt ins Naan-Brot, der Tandoor glüht wieder. Dazu ein Mango-Drink mit Malibu (!), und man thront wie Ganesha himself in der Schwarzenbergstraße.
Infoporn In-Dish
Adresse: Schwarzenbergstraße 8, A-1010 Wien
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 11 bis 22 Uhr
Mehr Infos unter: in-dish.at
Preise: Vorspeisen beginnen bei 4 Euro (etwa für die Linsensuppe). Tandoori-Garnelen kommen auf 23 Euro, die Nachspeisen sind günstiger, etwa das Karottendessert „Gajra“ (Riesenportion!) um 6 Euro.
Pflichtkauf: „Silky Butter Chicken“ (16 Euro) und alles aus dem Lehmofen Tandoor – etwa die Hendl-Trilogie, die süße Calzone mit Pistazien (5 Euro)!
Ideal für: Bollywood-Tänze-Nachmacher und Dschungel-Malbuch-Ausmaler
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Preisband: 74
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