WIENER KÜCHE

Das Langos: Mehlgewordene Ausgeburt der Fastfood-Hölle…

Gregor Josel

Jetzt kommt sie wieder, die stille Zeit. In der man sich, obwohl man es eigentlich besser wüsste, durch irgendwelche Christkindlmärkte schieben lässt, sich bodenlos überteuerten Metro-Punsch aus irgendwelchen vollkommen unnötigen Stiefel-Häferl in den Rachen schüttet und einen diese wunderbar ansteckende Fadisiertheit diverser glasblasender oder strohsternknüpfender, mundmalender oder einfach Billigsdorfer China-Ware verhackender Ostblock-Standler mit Frohmut und Vorfreude auf das Fest der Liebe erfüllt. Und in der sich die sonst so anspruchsvolle, Sauerteig-Bobobäcker-versiffte, urbane Kulinarik-Elite die mehlgewordene Ausgeburt des Teufels aus der Fastfood-Hölle ins Gesicht stopft: Langos! Ich hasse Langos!! Zumindest Langos, wie es hier zu 99 Prozent Verbreitung findet. Alleine der Gedanke an diese fettigen Fladen, die schon durch die drei Tage lang nicht Öl-gewechselte Fritteusen-Folter gehen mussten, um anschließend noch kaltherzig mit dem billigst verfügbaren Knoblauchöl, das wahrscheinlich noch nie eine echte Knoblauchzehe zu sehen bekommen hat, ertränkt zu werden, gibt meinem Großhirn den Befehl zur schwallartigen Magensäure Produktion. Das Ganze dann begleitet von diesem feinen Pommesbuden-Odeur der schon weithin verheißt, was einen erwartet. Kein Burger, keine Pommes gewordene Kartoffel, kein Hot Dog dieser Welt wurde je so schlecht interpretiert, wie das Langos. Und irgendeiner unnötigen Marktschreier-Figur ist dann noch das Käsekrainer-Langos eingefallen, bei dem das gequälte Teigstück auch noch von selbiger penetriert, und dann gemeinsam zu Tode frittiert wird. Ewig schade eigentlich um dieses Stück Essens-Kultur. Denn Langos, diese traditionell ungarische Variation einer Pizza Fritta, ist, wenn im Sinne des Erfinders gemacht, eine echte Streetfood-Delikatesse. Höchst einfach herzustellen und mit den richtigen Zutaten wie Toppings garniert eine wahre Gaumenfreude. Darum möchte ich, nein, ich verlange hiermit, dass Sie, bevor Sie sich nun in absehbarer Zeit an einem dieser minderwertigen Etablissements oben beschriebene Essensentgleisung zumuten, sich ein wenig Zeit nehmen und gefälligst ein ordentliches Langos selbst produzieren! Es dann knusprig, aus dem Öl abgetropft, leicht salzen, mit einer echten, aufgeschnittenen Knoblauchzehenhälfte einstreichen, einen Löffel Sauerrahm darauf verteilen und einen hochwertigen Käse ihrer Wahl darüber streuen. Und ich verspreche Ihnen, sie werden sich nie, nie mehr wieder an einem Stück frittiertem Karton mit Knoblauchessenzgeschmack vergreifen.

Hier nochmal zur Schritt-für-Schritt-Anleitung: Ein Kilo glattes Mehl, 200 Gramm gekochte und zerstampfte Erdäpfel, 200 Gramm Sauerrahm, 30 Gramm Salz, 200 Gramm Sauerteigstarter oder 50 Gramm frischer Germ und einen halben Liter Wasser in die Küchenmaschine geben. Mit dem Knethaken alle Zutaten mischen, bis der Teig schön glatt ist. Aus dem Teig 200g Kugeln formen, mit Frischhaltefolie abdecken und über Nacht in den Kühlschrank stellen. Den Teig zwei Stunden vor der Weiterverarbeitung aus dem Kühlschrank nehmen. Sonnenblumenöl auf 180°C erhitzen. Den Teig mit der Hand flach und dünn drücken und dann, so wie wenn der Yuppie am Lenkrad eines Autos dreht, ausziehen, damit der Rand etwas dicker bleibt. Ins heiße Öl geben, auf beiden Seiten goldbraun backen und wie vorhin beschrieben, finalisieren.