KULTUR

Zwei Inseln, ein Paradies
Die Malediven lassen sich auf unterschiedliche Art erleben. Das Sheraton Maldives und das Le Méridien Maldives sind zwei davon.
Test: Von klarem Wasser, kalten Drinks und kleinen Unterschieden – ein Erfahrungsbericht zwischen Honeymoon und Hoteltest.
Text: Markus Höller
Wenn man auf den Malediven ankommt, ist das erste, was man hört, kein Meeresrauschen, sondern das sonore Brummen der Wasserflugzeuge und Speedboats. Kaum aus dem Flieger, schon mittendrin im Inselhüpfen. Die erste Station: das traditionsreiche Sheraton Maldives Full Moon Resort & Spa auf Furanafushi Island. Eines der ersten Resorts überhaupt, quasi ein Urgestein im Inselstaat. Und, wie sich zeigen sollte, der perfekte Einstieg in eine Woche zwischen Testbericht und Flitterwochen.

Kurze Wege, große Träume. © Sheraton Maldives Full Moon Resort & Spa
Furanafushi liegt nur einen Katzensprung vom internationalen Flughafen Male entfernt – das Speedboat bringt einen in kaum 15 Minuten vom Terminal an den Steg des Resorts. Schon praktisch, wenn man nach einem Nachtflug keine Lust auf weitere Transfers hat. Die Nähe zur Flughafen-Insel hat allerdings zwei Seiten: einerseits ist man ruckzuck im Paradies, andererseits erinnert dort dann das leise Rauschen der startenden Jets alle Viertelstunde daran, dass man eben doch noch auf Planet Erde ist. Aber: sobald man den ersten Fuß in den strahlend weißen Sand setzt, ist der Lärm vergessen.
Das Sheraton ist alteingesessen – im besten Sinne. Man spürt Geschichte, aber keine Patina. Die Vegetation ist dicht, die Wege verschlungen, die Bungalows teils fast im Dschungel versteckt. Das Chalet mit direktem Strandzugang war großzügig und durchdacht: halboffenes Bad mit Freiluftdusche, gemütliche Terrasse mit Liegen, alles blitzsauber und angenehm unaufgeregt. Luxus ohne Schnickschnack, solide Fünf-Sterne-Schule alter Prägung. Dass es bei 176 Zimmern und Villen trotzdem nie gedrängt wirkt, liegt wohl an der klugen Planung – und am Umstand, dass die meisten Gäste ohnehin am, im oder unter Wasser sind.
Kulinarisch fährt das Sheraton eine breite Palette auf: sieben Restaurants, von indisch bis italienisch, von Buffet bis Fine Dining. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die Kakuni Hut mit ihren lässigen Tiki-Drinks direkt am Strand und das edle Sea Salt mit fangfrischem Fisch und unerwartet gutem Riesling. Weniger gut lief es beim ersten Dinner in der Anchorage Bar, wo irgendwie alles gleichzeitig kam – und alles lauwarm war. Passiert. Dafür war das Frühstücksbuffet umso üppiger. Und ehrlich: mit Croissants, tropischen Früchten und Blick aufs türkise Meer ist alles wieder gut.

Das Herzstück aber ist das Shine Spa – eine eigene kleine Insel, über einen Steg erreichbar, wo man zwischen Dampfbad und Massage den Rest der Welt komplett vergisst. Dazu ein paar originelle Ideen wie das Adopt-A-Coral-Programm, bei dem man unter Anleitung Korallen pflanzt – Nachhaltigkeit zum Mitmachen. Insgesamt wirkt das Sheraton wie der bodenständige, verlässliche Partner: vielleicht kein aufregender Newcomer, aber einer, auf den man sich verlassen kann.

Und dann kam der Wechsel – per Wasserflugzeug, versteht sich – ins Le Méridien Maldives Resort & Spa auf Thilamafushi Island. Spätestens beim Abheben wurde klar: jetzt wird’s ernst mit dem Honeymoon. Schon die Lounge am Wasserflugterminal verspricht coole Noblesse, und nach 35 Minuten Flug gleitet man über das kitschig türkisblaue Meer direkt zur Anlegestelle des Resorts. Am Steg wartet das Empfangskomitee mit kühlen Tüchern, Lächeln und – natürlich – Drinks. Très français, très chic.

Overwater-Villas, mehr Malediven-Vibe geht kaum. © Le Meridien Maldives Resort & Spa
Das Le Méridien ist spritzig-elegant, durchdesignt und – im besten Sinne – instagrammable. 2021 eröffnet, also noch taufrisch, erinnert der Stil an die Côte d’Azur in den 60ern: Weiß, Gelb, Streifen, viel Licht, viel Luft. Selbst die Schwingtüren der Schränke sehen aus, als hätten sie Jacques Tati persönlich gestrichen. Hier ist alles ein bisschen mehr Konzept, ein bisschen mehr „Savoir Vivre“. Und doch nie prätentiös – eher charmant verspielt.

Und innen ein Hauch Frankreich. © Le Meridien Maldives Resort & Spa
Unsere Overwater-Villa mit Pool war schlicht gesagt ein Traum. 100 Quadratmeter, mittig das Bett mit Blick durch die Glastür auf das Meer. Ein Badezimmer mit freier Sicht aufs Riff, drin die Badewanne mit Panoramaeffekt und ein kleiner, aber feiner Mini-Infinity-Pool direkt auf der Terrasse. Dazu das allabendliche Turndown-Service, das einem diskret die Fensterläden schließt. Es is fast so, als hätte jemand französische Etikette ins Indische Ozeanparadies importiert. Einziger Nachteil: Man will das Zimmer eigentlich nie mehr verlassen.

Wenn man es doch tut, wartet kulinarisch Großes. Das Tabemasu ist ein echter Edeljapaner, mit Teppanyaki-Separee und messerscharfer Präzision, während das Riviera authentische spanische Küche auf Malediven-Art zelebriert. Frühstück im Turquoise, Lunch in der Velaa Bar + Grill, abends ein Glas Rosé in der Adults-Only-Bar La Vie – klingt nach viel, fühlt sich aber erstaunlich leicht an. Besonders charmant: das Greenhouse, ein eigenes Glashaus, in dem Kräuter und Gemüse angebaut werden. Hier wächst der Salat täglich knackig frisch, und wer will, kann im Pavillon daneben ein Private Dinner buchen – romantischer geht’s kaum. Und ja, wir haben’s getan. Honeymoon halt!

Salat wächst frisch vor Ort, daher immer knackig. © Le Meridien Maldives Resort & Spa
Was das Le Méridien außerdem auszeichnet, ist Liebe zum Detail. Eine WhatsApp-Nummer namens „At Your Service“ ergänzt die klassische Rezeption – man schreibt einfach via flächendeckendem WLAN, wenn man einen Buggy, Roomservice oder Ausflug braucht. Fünf Minuten später steht jemand vor der Tür. Spektakulär: ein Spa auf Stelzen über dem Meer – mit Glasboden unter der Massagebank, durch den man Fische statt Fliesen sieht! Und das Floating Breakfast im Pool: ein bisschen dekadent, aber wenn schon, denn schon.
Natürlich gibt es auch hier kleine Eigenheiten. Wer ohne Fahrrad oder Buggy unterwegs ist, merkt schnell, dass 800 Meter Insellänge bei tropischer Hitze länger sein können als gedacht. Und beim Schwimmen von der Overwater-Villa aus sollte man Wasserschuhe tragen – die Korallen meinen’s nicht böse, aber scharf sind sie trotzdem. Dafür entschädigen die Babyhaie, die manchmal vorbeiziehen, fast schon kitschig süß.
Am Ende der Reise blieb das Gefühl, zwei sehr unterschiedliche Malediven erlebt zu haben. Das Sheraton – gewachsen, klassisch, unkompliziert, perfekt für Familien, Erstbesucher oder alle, die „einfach Malediven“ wollen. Und das Le Méridien – modern, designverliebt, kulinarisch top und mit dem gewissen „Ohlala“-Faktor, der aus Urlaub eben Honeymoon macht. Beide zusammen erzählen die Geschichte einer Reise zwischen Nostalgie und Neuanfang. Zwischen Speedboat und Wasserflugzeug, zwischen Cluburlaub und Côte d’Azur unter Palmen. Und am Ende, irgendwo zwischen Infinity-Pool und Meeresrauschen, auch ein kleines Stück von uns selbst.






