KULTUR
Mit Bernhard durchs KHM
Bernhard zu lesen ist ja irgendwie lustig. Meistens geht es um Tod, Verstörung, Krankheit und sonstige Katastrophen der menschlichen Natur und dennoch passiert es dass man immer wieder hell auflacht. Deshalb kann und sollte man mit seinem Roman „Alte Meister“ auch ins KHM gehen und dort Spaß am Schimpfen haben.
von Sarah WetzlmayrThomas Bernhard, immer noch unangefochtener Obergrantler und Übetreibungskünstler der österreichischen Literaturszene wäre heute, am 8. Februar 85 geworden und feiert außerdem am 12. Februar sienen 27. Todestag. Wie in seinen Romanen auch, liegen hier Leben und Tod sehr nah beieinander, so stehen ja auch Geburtstage bereits toter Menschen meistens im Schatten ihrer Todestage. Aber, wie wir es ja von Thomas Bernhard gelernt haben, ist sowieso angesichts des Todes alles lächerlich und deshalb kann man diese schmale Spanne zwischen Leben und Tod ja zum Anlass nehmen sich wieder einmal richtig lustig zu machen – über die vielen hingepinselten Köpfe in der Gemäldegalerie des KHM zum Beispiel. Als Museumsguide des Grants sollte man dafür aber Thomas Bernhard – genauer gesaht seinen Text „Alte Meister“ – mitnehmen.
Bis auf den „Weißbärtigen Mann“ von Tinotretto findet der Musikkritiker Reger, Hauptfigur in „Alte Meister“ alles was dort hängt und Jahrhunderte zuvor von den Habsburgern gesammelt wurden abscheulich. Der Tintoretto hat es ihm jedoch angetan, sogar seine Frau hat er vor diesem Bild kennengelernt. Alle die das KHM zum letzten Mal bei einem Schulausflug in Zweierreihe in der Volksschule von innen gesehen haben und sich denken sie könnten sich diesen mysteriösen Weißbart auch auf der Homepage des KHM ansehen, liegen falsch, denn dort gibt es das Bild nicht zu sehen. Der „Weißbärtige“ ist dem KHM wohl auch nach seiner Bekanntheit durch Bernhards „Alte Meister“ nicht wichtig genug, ihm auch ein bisschen Internetpräsenz zu verschaffen (jeder kann sich an dieser Stelle eine Hasstirade im bernharschen Stil selbst ausdenken). Also selbst auf die Socken machen, oder überhaupt mal erst welche anziehen und ab ins KHM, den weißbärtigen Typen von Tintoretto suchen. Einfach ist das nicht, denn diesen Bordone-Saal aus Bernhards Roman den gibt es gar nicht. Auf der Suche danach all das schlechte an den Wänden des KHM ertragen und gegebenenfalls darüber schimpfen.
Was hat es aber nun tatsächlich mit diesem Nikolo-Lookalike auf sich, dass Bernhard ihn so verehrte? Wieso stinken ihm gegenüber die Tizians und Giorgiones so entsetzlich ab, das Reger sie für „Gemeinheiten“ und „schlechte Arbeit hält“? Diese Fragen beantwortet Autor und Bernhard-Auskenner Alfred Pfabigan in seiner Führung durchs KHM am 11. Februar.