AKUT

Orgasmus Sound Bibliothek

Sarah Wetzlmayr

Die Tonleiter des Orgasmus ist kein Einheitsbrei nach dem Schema „Porno“. Das will eine spanische Sextoyfirma jetzt mit ihrer Orgasmus-Bibliothek beweisen. 

von Sarah Wetzlmayr

Man braucht nur eine kleine Auswahl an Pornos und Filmen mit erotischen Höhepunkten gesehen zu haben, um den logischen Schluss zu ziehen, dass sich der weibliche Orgasmus scheinbar meistens wie ein Einheitsbrei anhört – lautes Stöhnen, meist rhythmischer Natur. Scheint irgendwie in der Natur der Sache zu liegen. Meist stöbern wir also genau in dieser Porno Klischee-Schublade, wenn wir an den weiblichen Orgasmus denken. Das klingt ziemlich einfach und naheliegend, wenn nicht sogar aufgelegt, hat aber doch erhebliche Auswirkungen darauf, wie wir darüber denken, wenn wir aufeinander liegen. Jedenfalls ist ein spanischer Erotikmittelhersteller überzeugt davon und führte aufgrund dessen eine umfassende Umfrage zu diesem Thema durch. 1500 Menschen wurden interviewt, sowohl Männer als auch Frauen von 18 bis 55.

Die Studie ergab, dass 43 Prozent der befragten Männer denken, jede Frau würde beim Orgasmus automatisch in ein rhythmischen Stöhnen verfallen. Um aufzuzeigen, dass die Tonleiter des Orgasmus aus mehr als nur rhythmischem Stöhnen besteht, wurde eine Orgasmus-Bibliothek ins Leben gerufen, die die Bandbreite an Tonqualitäten aus der Welt des weiblichen Orgasmus abbilden soll. Begleitet wird das Ganze von einem Aufruf an alle Frauen, ihre aufgenommenen Orgasmen einzuschicken. Die Bandbreite der Sounds wird durch bunte Visualisierungen noch unterstrichen. Strenge Anleitung gibt es bis auf „Wir wissen, dass du keine Maschine bist, aber die Aufnahme sollte am besten zwischen 15 und 45 Sekunden lang sein“, keine. Nur noch die kleine Ermahnung: „Bitte nur Sounds, die du aufgenommen hast, als du ganz alleine warst.“ Die Bibliothek findet größeren Andrang als so manch eine Städtische Bücherei. 110.000 Zuhörer hatten die ersten 100 Orgasmen bereits. Das breite Interesse ist aber bestimmt nicht nur wissenschaftlich stimuliert, sondern löst auch eine gewissen Drang zur Spechtelei aus. Ohne Bilder halt, dafür mit Sound.

Unsere Orgasmus-Vorstellungen, die gänzlich mit einem Porno-Filter überzogen daherkommen, werden wohl ein wenig verzerrt und das ist auch gut so. Dass hier ein Aufklärungsbedarf besteht, der über die einzelnen Biologiestunden in der Unterstufe hinausgeht, dürfte in jedem Fall offensichtlich sein. Zusätzlich zur Umfrage präsentierte die Sextoyfirma nämlich noch ein Experiment, bei dem 30 Männern und Frauen Porno-Orgasmen vorgespielt wurden, die 60 % davon für echt hielten. Game over.

Höret uns stöhnet, äh staunet, hier.