Kolumne: Stadtbekannte Ärgernisse.

Kolumne Oktober 2013: Obskure Wiederveröffentlichungen bei Stadtbekannt.at

Jetzt stellen sie sich einmal vor, Sie schlagen als Leser ein Magazin auf und lesen eine veraltete CD-Kritik eines Albums, das vor drei Jahren auf den Markt gekommen ist. Als neu angepriesen. Oder einen Text über den Geburtstag eines Musikers, Schriftstellers, der Ihnen irgendwie bekannt vorkommt, den sie vor Jahren schon mal gelesen haben, nur dass die Jahreszahl eine andere ist. Sie würden sich wundern, wieso ein Magazin so etwas tun würde.

Und dann stellen Sie sich vor, sie wären Urheber dieser Zeilen. Sie würden einen Artikel von ihnen als „neu“ veröffentlicht wieder finden, in veränderter Form, in verändertem Kontext, als neu angepriesen.

Ärgerlich? Sehr, und mir vermehrt mit einem Magazin passiert, für das ich vor Jahren einige Texte verfasst habe:stadtbekannt (stadtbekannt.at).

Da schaue ich durch Zufall nach langem wieder einmal auf die Seite, und wundere mich so sehr wie ich mich ärgern muss. Plattenkritiken von vor Jahren erschienenen und vorab besprochenen Alben (Red Hot Chili Peppers „I’m With You“, Björk „Biophilia“, 3 Feet Smaller, Saedi „Exhale“ u.v.m) als neu (!) veröffentlicht. Bei manchen zumindest mit der Mühe, den Teaser zu ändern. Oder: ein Artikel, den ich zu Leonard Cohens 77. Geburtstag geschrieben habe, wird wiederveröffentlicht mit abgeändertem Kontext. Die Reihe lässt sich fortsetzen.

Und jetzt stellen Sie sich vor, Sie würden dann versuchen, den Verantwortlichen mitzuteilen, dass das ethisch wie in anderlei hinsicht völlig unzulässig ist. Und keiner reagiert. Kommentare unter den Artikeln werden sofort gelöscht, jegliche Kommentarmöglichkeit deaktiviert.

Ja, auch Sie würden sich ärgern über stadtbekannt.at, weil auch Sie als Leser nichts altes, wiederverwertetes als neu verkauft bekommen wollen, genau so wenig wie Sie wahrscheinlich als Urheber eine derartige Vorgehensweise goutieren würden.

Seien Sie sich sicher: hier wird Ihnen so etwas nicht passieren. Wie überhaupt bei den meisten seriösen Magazinen.

Herzlichst.