Österreich: Land der Influenza-Impfmuffel – Impfung jetzt als Nasenspray

Die Österreicher sind klassische Influenza-Impfverweigerer, die Durchimpfungsrate dürfte damit unter sieben Prozent betragen. Ein neuer Spray soll Abhilfe schaffen.

Der Tiefststand wurde in der Saison 2013/2014 mit nur noch rund 444.000 Vakzine-Dosen erreicht, die ausgeliefert wurden. „Österreich hat in Sachen Influenza-Immunisierung eine einzigartige Position. Die Impfung wird jedem Menschen empfohlen, besonders für Personen über 50 und Kinder im Alter zwischen sechs Monaten und fünf Jahren. Auf der anderen Seite gehört die Immunisierungsrate in der Allgemeinbevölkerung mit weniger als zehn Prozent zu den weltweit niedrigsten“, hatte die Wiener Sozialmedizinerin Ursula Kunze vergangenes Jahr in einer Studie festgestellt.

350.000 bis 400.000 Influenza-Erkrankungen jährlich

Die Kehrseite der Medaille, so Ursula Kunze: „In Österreich gibt es jährlich – bei einer Bevölkerung von rund acht Millionen Menschen – rund 350.000 bis 400.000 Influenza-Erkrankungen im Rahmen durchschnittlicher (saisonaler; Anm.) Epidemien. Wegen des schlechten Beobachtungssystems dürften die Schätzungen ungenau sein.

Herwig Kollaritsch vom Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien betonte die Bedeutung eines möglichst generellen Impfschutzes in der Bevölkerung: „Ein mit dem Influenza-Virus Infizierter steckt im Durchschnitt 1,2 bis 1,5 Menschen an. Aber 30 bis 50 Prozent der Influenza-Infektionen verlaufen symptomlos, die Infizierten können andere anstecken.“

Hospitalisierungsrate wird durch Impfungen gesenkt

Fünf Prozent von betagten Influenza-Kranken müssen infolge der Komplikationen ins Spital aufgenommen werden. Eine Studie aus der jüngeren Vergangenheit berechnete die Zahl der jährlichen Todesfälle durch Influenza mit rund 1.000 bis 1.200 für den Zeitraum zwischen den Jahr 2001 und 2009 (15,5 Todesopfer pro 100.000 Einwohner)“, also deutlich mehr als im Straßenverkehr. Dem steht eine Schutzwirkung der wegen der ständigen Veränderung der Viren jährlich notwendigen Impfung von 54 bis 84 Prozent bei Erwachsenen, 16 bis 64 Prozent bei Senioren und 41 bis 71 Prozent bei Kindern unter 16 Jahren gegenüber. Kollaritsch betonte: „Die Hospitalisierungsrate ist bei Influenza-Geimpften um 27 Prozent geringer, das Sterberisiko um fast 50 Prozent.“

Die Wissenschafter hatten in ihrer Studie die Daten über ausgelieferten Dosen von Influenza-Vakzinen und für jedes Jahr von 1982 bis 2011 auf die Bevölkerung umgerechnet. Dabei ergab sich eine Kurve, die ab 1995 anstieg, 2006 ihren Höhepunkt erreichte und dann ständig fiel. Einige der Zahlen (dahinter steckt jeweils die Auslieferung für das angegebene Jahr – Verwendung vom Herbst bis zur zumeist erst in den ersten Wochen des darauffolgenden Jahres auftretenden Influenza-Welle).

Influenza-Vakzine als Nasenspray

Kinder sind die treibende Kraft hinter der Influenza. Sie stecken die meisten Menschen in ihrer Umgebung an. Gegen die Virus-Grippe impfen lassen sollten sich aber möglichst alle Menschen. Denn auch ohne Erkrankung kann die Infektion weiter verbreitet werden, betonten am Dienstag Experten bei einer Pressekonferenz in Wien. Die meisten Vakzine kosten in dieser Saison um die 20 Euro. Neu ist, so der Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer, Christian Müller-Uri, und der Impfreferent der Österreichischen Ärztekammer, Rudolf Schmitzberger, eine Vakzine als Nasenspray. Sie ist für die Altersgruppe zwischen zwei und 18 Jahren zugelassen und soll auch einen lokalen Immunschutz in Nase und Respirationstrakt bewirken.