AKUT

Kernkraft, Kernenergie, kerngesund

Sarah Wetzlmayr

Werbefilm für Kernkraft in Zwentendorf gefunden

Total verstrahlt

„Ein Kernkraftwerk strahlt nichts außer Sicherheit aus“ will dieser Werbefilm für Kernenergie aus den 70ern vermitteln. Aus heutiger Sicht, nicht nur inhaltlich, ziemlich skurril.

von Sarah WetzlmayrFranz Klammer auf dem sicheren Weg zum Olympiasieg und plötzlich flimmert es nicht mehr in der Flimmerkiste, sondern das Bild färbt sich schwarz. Fast so schlimm, wie ein Kinderkrankenhaus ohne Strom. Das versucht auf jeden Fall der Werbefilm für Kernkraft, der im – zwar gebauten, aber nie in Betrieb genommenen – AKW Zwentendorf gefunden wurde, zu suggerieren. Der Film wurde in den 7oern gedreht, vermutlich um die aufkeimende Angst vor Atomkraft mit Beschönigungen zu überpinseln und noch im Keim zu ersticken. Denn Kernkraft ist, so glaubt man der beruhigend monoton dahin redenden Erzählstimme, nicht nur total ungefährlich, sondern auch schlichtweg einfach notwendig – ohne Kernkraft läuft der Hase nicht mehr, nicht einmal das Duracell-Häschen hoppelt dann noch über den Bildschirm. Einziger Trost, den der Film in so einem Fall durchaus anerkennt: Dafür rappelt es dann wieder – mit dem „kerngesunden“ Partner – in der Kiste. Sexuelle Energie kommt, neben der Kernenergie, bei diesem Werbefilm also auch nicht zu kurz.

„Ohne Strom, da schaut’s finster aus“

Forscherstimmen, aber auch die Stimmen der ganz einfachen Leute von nebenan, äußern sich zur Ungefährlichkeit von Kernkraft. „Ganz schön verseucht“, sind wir laut einer der weiblichen Protagonistinnen des Films sowieso schon von all den Strahlen, die uns ohne Kernkraft ohnehin schon umgeben. Also: „eh schon wurscht“ würde das, in die heutige Sprache übersetzt, bedeuten. Zwischendurch taucht immer wieder das Schreckgespenst der „Zwangsabschaltung“ auf, wie ein Dämon der irgendwo in den bereits verdunkelten Gassen der Stadt lauert.

1978 wurde bei einer Volksabstimmung, mit sehr knapper Mehrheit entschieden, dass Zwentendorf nicht in Betrieb gehen darf. 2016 fungiert es als Trainingszentrum für Kernkraftwerksmitarbeiter oder auch als Filmlocation. Führungen gibt es an jedem Freitag. Außerdem betreibt die EVN dort, Jahrzehnte nachdem dieser Werbefilm gedreht wurde, eines der größten Solarkraftwerke Österreichs.Foto © Manfred Schmid | Getty Images