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Servus TV ist Geschichte

Sarah Wetzlmayr

Kleines Erdbeben in der österreichischen Medienlandschaft: Red Bull stellt den Betrieb von Servus TV ein. 

von Sarah Wetzlmayr

Knallbonboneffekt im österreichischen Medienzirkus – weil dem Red Bull-Gründer Dietrich Mateschitz anscheinend der Kragen geplatzt ist, platzte jetzt auch die Blase Servus TV. Nun strömt eine warme, von Gerüchten durchtränkte Luft genau dort heraus. Am Dienstag dann die erklärende Aussendung von Seiten des Senders: „Servus TV wurde im Jahr 2009 als Sender mit hohem Anspruch an Qualität und Unterhaltung gestartet. Obwohl wir Jahr für Jahr einen nahezu dreistelligen Millionenbetrag in Servus TV investiert haben, lässt sieben Jahre nach Einführung die aktuelle Markt- und Wettbewerbssituation keine wirklich positive Entwicklung erwarten“, so die Erklärung. „Der Sender ist daher für unser Unternehmen wirtschaftlich untragbar geworden. Wir haben uns der Sorgfaltspflicht eines ordentlichen Geschäftsmannes entsprechend entschlossen, den Betrieb von Servus TV einzustellen.“

Die wirtschaftliche Untragbarkeit des Senders ist jedoch nur einer der kolportierten Gründe für das überraschende Aus. Der andere, von Seiten mehrerer Quellen bestätigte Grund dafür warum Red Bull den Sender nun aufgibt, soll eine von den Mitarbeitern gewünschte Gründung eines Betriebsrats gewesen sein. Ein Wunsch den Mateschitz, angeblich mit einer Aussage im Sinne von „Servus TV darf nicht der ORF werden“ strikt abgelehnt hat und ihm schlussendlich sogar den Kragen platzen ließ. Eine solch undemokratische Entscheidung von Seiten des Red Bull-Chefs, lässt sich aber wohl eher der Gerüchteflut zuordnen. Das bestätigt auch Gerald Forcher, Geschäftsführer der GPA-djp Salzburg, in einer ersten Reaktion gegenüber der Tageszeitung Kurier: Wir schätzen Herrn Mateschitz als erfolgreichen Unternehmer in Salzburg sehr und können uns daher in keinster Weise vorstellen, dass er diese undemokratische Meinung tatsächlich vertritt und er die Schuld jenen zuschieben möchte, die über eine BR-Wahl nachgedacht haben. Es wäre mehr als kurios, wenn ein Unternehmen, eingebettet in einen Milliardenkonzern, wegen einer Wahl zur betrieblichen Interessensvertretung den Betrieb einstellt. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wäre ein Betriebsrat sehr wichtig.“

Wann genau der Sender eingestampft wird und ob es einen möglichen Nachfolgesender geben wird, ist noch offen: „Der Sendebetrieb wird bis auf weiteres uneingeschränkt weiter laufen“, so  Servus TV. Das Printmagazin Servus in Stadt und Land wird außerdem normal weitergeführt. Die Salzburger Nachrichten sprechen davon, dass der Sendebetrieb bereits Ende Juni eingestellt werden soll. Betroffen sind 246 Mitarbeiter, die Stimmung im Sender ist am Boden. Die Information kam für sie anscheinend völlig überraschend. 

Foto: Getty Images | Vladimir Rys