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Ein Wiener für Amerika

Hannes Kropik

Der 20-jährige Wiener Jakob Pöltl schreibt heimische Sportgeschichte: Als erster Österreicher wird der 213 Zentimeter große Basketballer in der US-Profiliga NBA landen.

Text: Hannes Kropik

Er ist 2,13 Meter groß, verfügt über eine Flügelspannweite von etwa 220 Zentimeter und hat sich in seinen beiden ersten Jahren an der University of Utah als dominanter Center der Utah Utes in die Notizblöcke der Talentscouts gewuchtet. Am Donnerstag (23. Juni) wird Jakob Pöltl im New Yorker Barcleys Center als erster Österreicher überhaupt in die NBA gedraftet.

Jakob wurde am 15. Oktober 1995 in Wien geboren, seine Eltern Martina Pöltl und Rainer Ömer waren Volleyball-Nationalteamspieler. Aus dem Nachwuchs der Vienna D.C. Timberwolves wechselte der Maturant 2013 für ein Jahr zum Bundesligisten Arkadia Traiskirchen Lions; bei der U18-EM im mazedonischen Strumica überzeugte er mit seinem mannschaftsdienlichen Auftreten mehrere US-Scouts und wechselte in weiterer Folge nach Utah ins College. Der Bursche aus dem basketballerischen Niemandsland Österreich etablierte sich rasch als einer der besten Big Men im amerikanischen Nachwuchs, 2016 wurde er mit prestigeträchtigen Preisen wie dem Pete Newell Big Man Award und dem Kareem Abdul-Jabbar Center of the Year Award ausgezeichnet.

Anders als etwa im europäischen Fußball können junge Spieler von den Vereinen nicht einfach gekauft werden. Jahr für Jahr wird anhand der Platzierung in der Meisterschaft eine Rangliste erstellt, nach der die 30 NBA-Franchises die Rechte an Nachwuchs-Athleten erwerben können. Jakob Pöltl gilt als Favorit, beim Draft als einer der Top-10-Spieler gewählt zu werden.

 

Jakob, wie stressig waren deine letzten Wochen?

Es war nicht leicht. Die Trainings und Workouts an sich waren anstrengend, zudem bin ich viel im Flieger und reiste zwischen den Zeitzonen hin und her. Insgesamt hat aber alles gepasst, ich bekam auch meistens gutes Feedback. Dass ich ein „good guy“ und ein besserer Werfer sei, als ich auf dem College zeigen konnte, habe ich öfters gehört.

Bei welchen Teams hast du vorgespielt? Und wie sind die Workouts abgelaufen?

Bei den Milwaukee Bucks, Boston Celtics, Chicago Bulls, Phoenix Suns, Orlando Magic, Minnesota Timberwolves und Toronto Raptors. Meistens musste ich viel werfen. Man verspürt schon einen gewissen Druck, muss bei jedem Workout abliefern. Man hat ja nur eine Chance, sich bei einem Team zu präsentieren. Andererseits habe ich mir auch nicht übermäßig große Sorgen gemacht, denn den Großteil hatten die Teams ohnehin schon während der Saison gesehen. Man muss sein Bestes geben, wenn man aber zum Beispiel mal keinen guten Wurftag hat, ist es auch kein Drama.

 Am Donnerstag ist es endlich so weit, wie sieht dein Programm in New York aus? 

Ich werde ab Dienstag in New York sein und einen dichten Terminplan haben. Es stehen einige Medientermine auf dem Programm, am Donnerstag findet ein Mittagessen mit den eingeladenen Spielern und den Liga-Vertretern statt. Am Abend wird es dann spannend. Die Nervosität hält sich momentan in Grenzen, in New York werde ich aber sicher aufgeregt sein.

Vergangenes Jahr hast du dich noch nicht getraut, für den Draft anzumelden. Was ist heuer anders gewesen?

Als ich nach Amerika gegangen bin, war ich bereit, vier Jahre auf der Uni zu bleiben. Ich war selbst überrascht, wie gut sich alles für mich entwickelt hat. Deshalb habe ich beschlossen, meinen Namen schon früher in den Hut zu werfen. Ich weiß, es klingt nach einem Klischee, aber ich habe wirklich sehr hart an mir gearbeitet, um mich immer weiter zu verbessern. Ich denke, dass ich noch lange nicht am Ende meines Weges angekommen bin. Ich sehe noch sehr viel Potenzial, wo ich besser werden kann. Gerade aus Sicht der NBA bin ich noch ein ziemlich roher, ungeschliffener Spieler