KULTUR
Space Oddity
Die „Symphony of Science“ aus dem All übertragen? Hat es Jack White jetzt sämtliche Gitarrensaiten ausgehängt?
von Sarah Wetzlmayr
Wie war das schnell nochmal mit Genie und Wahnsinn? Ist das nur so eine Floskel, hinter der nicht viel mehr steckt als die plumpe Ausrede als selbsternanntes Genie hin und wieder aus dem Kleingarten des Normalen auszubrechen, oder ist diese Grenze wirklich nur so hauchdünn und zart wie ein Schmetterlingsflügel? Probieren wir eine Analyse anhand eines konkreten Beispiels: Vor einiger Zeit, als es in der Indie Rock’n’Roll-Küche noch brodelte, Pete Doherty in regelmäßigen Abständen von der Bühne fiel und Julian Casablancas uns einhellig zustimmen ließ, dass „es das ist“ („Is this it“), gab es da auch ein Duo, das mit „Seven Nation Army“ wohl die Hymne dieser Zeit geschrieben hat. Irgendwie blieb es jedoch zumindest im kollektiven Verständnis bei diesem einen Song und diesem einen Album, das denselbigen enthielt. Obwohl sich Jack White im Rahmen anderer Projekte noch kreativ ein wenig austobte, verschwand er zusehends aus dem kollektiven Indie-Gedächtnis und entschwand in einer Rauchwolke aus Tschick-Dunst in andere Sphären als jene des gepflegten Rock’n’Roll. Im Gegensatz zu seinem neuesten Projekt befanden die sich jedoch noch alle auf diesem Erdball.
Die irdische Sphäre möchte White jetzt nämlich verlassen – genau genommen sein Plattenspieler. Am 30. Juli soll die erste Vinyl-Scheibe im Weltraum abgespielt werden. Dafür wurde ein Plattenspieler extra Weltraum-sicher gemacht, der dann mittels eines Ballons, dem „iCarus Craft“, in die Höhe steigen soll um dort dann Carl Sagans „A Glorious Dawn“ abzuspielen. Ein Titel der wohl nicht ganz zufällig ausgewählt wurde. Die NASA, die wohl grad auch nichts besseres zu tun hatte, war ebenfalls an dieser Konstruktion beteiligt. In Detroit und Nashville wird es eine Übertragung aus dem All geben – mit Afterparties versteht sich. Live verfolgen kann man dieses Spektakel allerdings anscheinend nur über die Homepage von Whites Label „Third Man Records“.
Nach der Analyse, also nun zur Diagnose: Auch einem Genie wird anscheinend mal fad im Kopf.Fotos: Screenshot Reddit, Getty Images