STIL

Vollkoffer

Sarah Wetzlmayr

Der Modobag definiert das Verhältnis von Mensch und Gepäck neu. Und dabei auch ein wenig die menschliche Intelligenz.

von Sarah Wetzlmayr

Wer sich öfter mal durch die Wiener Innenstadt bewegen muss, sich dabei über konsequente Einser-Reihen an Menschen auf zwei Rädern mit Stiel ärgert und unter beständigem innerlichen Fluchen denkt, dass es wohl kein schlimmeres Fortbewegungsmittel geben kann als den Segway, der irrt – denn der kennt den Modobag noch nicht. Das Prinzip ist recht einfach erklärt, und auch seine Herkunft ziemlich naheliegend: Es ist das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, das diesen Koffer, den man zuerst mal zureiten muss um ihn in seinem bevorzugten Einsatzgebiet „Flughafen“ sinnvoll zu bändigen, in die Welt hinauskatapultiert hat.

Der eingebaute Motor ermöglicht es, bequem darauf Platz zu nehmen, loszufahren und dadurch das scheinbar klar vordefinierte Verhältnis von Mensch und Gepäck einmal umzudrehen. „Wer trägt wen?“, scheint jedoch dabei nur die wichtigste Frage zu sein, denn noch bedeutsamer ist: „Wieviel verblödenden Stumpfsinn erträgt diese Welt noch?“ Es war auch nur eine Frage der Zeit bis ein solches Ding zur vollkommen anstrengungsfreien Fortbewegung am Flughafen auf den motorisierten Golfcaddy Einkaufswagen von Walmart  folgt. Circa 12 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit bekommt man, bei ungehinderter Fortbewegungsmöglichkeit mit dem Modobag zusammen. Und bis 118 Kilogramm darf der Modobag-Flughafencruiser höchstens auf die Waage bringen. Ausgestattet ist er außerdem mit zwei USB-Anschlüssen, die es zulassen das Smartphone direkt am Mutterschiff anzudocken und aufzuladen. Der Modobag ist auch klüger als man auf den ersten Blick vermuten würde – mit einer App die sich eines GPS-Signals bedient, meldet sich der Koffer wenn sich der Besitzer zu weit davon entfernt. Über eine Crowdfunding-Plattform wurde der Koffer bereits ausfinanziert, ausgeliefert wird er ab Januar 2017 für schlappe 995 US-Dollar.

Es wird wohl nicht mehr allzu lange dauern bis auf allen Flughäfen Ampeln und Verkehrsschilder aufgestellt werden müssen um gröberen Verkehrsunfällen mit (möglicherweise aufgemotzten) Modobags vorzubeugen. Worauf man sich wohl, neben der bereits vorprogrammierten Ärgernis über dahintuckernde Modobag-Kolonnen, schon jetzt freuen kann: Modobag-Rennen auf Mountainbike-Strecken, Modobag-Cruiser auf der Halfpipe und Modobag-Parkour-Challenges. Auf Youtube. Eh klar.

http://modobag.com/Foto: Screenshot Youtube