AKUT

Loose Tie: Auf zum Service, Ihr Männer!

Wenn das Inspektionslamperl blinkt, fährt der Mann von Welt keinen Meter mehr mit dem geliebten Automobil. Es könnte ja was hin sein am End. Wenn das aber nun fürs geliebte Vierrad gilt – warum dann nicht auch für die eigene Prostata? Zeit die Krawatte zu lockern: LOOSE TIE!

TEXT: FRANZ J. SAUER
FOTOS: MAXIMILIAN LOTTMANN

Gut zweihunderttausend Kilometer hat er auf der Uhr, und das nach bald zwölf Jahren. Da kann schon mal was sein, selbst beim robustesten Geländewagen. Andererseits – es war ja noch nie was, warum sollte diesmal was sein? Außerdem weiß man ja: So ein Inspektionslamperl leuchtet von sturen Zahlenspielen gesteuert auf – wenn eine gewisse Anzahl an Kilometern abgespult wurde, ohne dass man die nötigsten Dinge, also Öl, Wasser, Filter und so was halt, überprüft hat. Es sollte also nix sein, kann sogar kaum …

… und dennoch erinnere ich mich ungern wie mit leichtem Schaudern an jene Märznacht auf der Pack, als mir der Motor meines damaligen 5er-BMW um die Ohren flog. Gerade noch auf den nächsten Parkplatz rollten wir aus, bis völlige Stille einkehrte. Der gegroundete Bayer auf dem Abschleppwagen ins nahe Graz getragen wurde. Und die dortige BMW-Werkstätte flink wie eisenhart die vernichtende Diagnose stellte: Motorschaden durch Zahnriemen-Riss. Dabei war dieser noch gar nicht so alt gewesen. Aber ein Kieselstein hatte sich zwischen Zähne und Riemen gedrängt und so lange heumgeschlitzt, bis das Ding gerissen war. Damit die Steuerzeitenabfolge zerstörte und den Motor eben in einer gewaltigen Wolke schwarzen Rauches explodieren ließ. All das wäre ja schon schmerzhaft und teuer genug gewesen – aber die unschöne Vorgeschichte machte das Ganze besonders schlimm. Weil unmittelbar vor der Kroatien- Reise, auf deren Rückweg der 5er verendete, hatte ich in meiner Werkstätte des Vertrauens oben besagten Service-Hinweis löschen lassen. Schwer gegen den Widerstand meines Mechanikers. „Das leuchtet ja nicht ohne Grund“, hatte dieser noch gouvernantenhaft vermeldet. Aber ich hatte den Wagen doch gerade erst aus der Werkstatt geholt, das Öl wechseln lassen, und die Klima neu befüllen. Da hatten die Jungs bloß vergessen, das Teil zurückzustellen. Na ja, und der Rest ist ja jetzt schon bekannt.

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Wir schließen also daraus: nie wieder einen Meter mit leuchtendem Inspektions-Warn-Kontroll- Alarm-Lamperl. Es wird zwar nix hin sein, es könnte aber was kaputt sein. Und auf Konjunktive in Bezug auf meinen fahrbaren Untersatz stehe ich aber so was von überhaupt gar nicht, dass es schon gar nicht mehr gar nicht geht. So schoben wir den Discovery also in die nahe gelegene Werkstätte. Wobei – wir ist ein bisserl übertrieben. Herr Josel nahm sich die verantwortungsvolle Aufgabe, den Einsatz zu leiten und die Fuhre zu lenken. Nicht ohne schwer gekünstelt stöhnend darauf hinzuweisen, wie schwer sich so ein Geländewagen ohne aktive Servolenkung doch steuern ließe. Der Ärmste, wirklich. So musste ich mir das Gejammer also auch noch anhören, während ich die zweieinhalb Tonnen meines geliebten Geländewagens durch den 12. Bezirk schob. Und spätestens an der Everest-artigen Schwelle über den Gehsteig hinein ins Werkstätten-Gelände war ich am Ende meiner Kräfte angelangt. Ich muss jämmerlich ausgesehen haben, da hinten an dem Land Rover dran. Also erbarmte sich ein Passant meiner und half mir den restlichen Weg bis zur Hebebühne schieben. Was den kaputt sei, fragte er mich im Gehen. Hoffentlich nix, schnaufte ich zur Antwort. Warum wir dennoch schieben würden? Na, weil was sein könnte! Ist doch klar.

Als das Auto in der Werkstätte stand und der Mechaniker behutsam ans Testen der einzelnen Aggregate ging, stellte sich unsere helfende Hand vor. Dr. Karl Dorfinger der Name, seines Zeichens Urologe, am Weg in die nahe gelegene Praxis. Und wann wir uns denn das letzte Mal hätten checken lassen, wollte der hilfreiche Arzt zudem wissen. Nun ja, das ist ja so eine Sache mit dem Checken, wo doch eh nix is nie und Zeit hat man ja auch keine für so was und überhaupt … doch da hatte uns Dorfinger auch schon eingepackt und in seine „Werkstatt“ transferiert. Mit dem Versprechen, die Prostatakrebs-Vorsorgeuntersuchung lange abgeschlossen zu haben, wenn mein Wagen wieder aus der Werkstatt rollen würde. Blut abnehmen, Ultraschall und, na ja, also, die Sache mit dem Handschuh.

Und im Nachhinein die Erkenntnis – alles ist gut. Quasi: Lamperl gelöscht.