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Überleben der Dümmsten: der Ibis

Im Spätsommer soll er wieder über den Südalpen sein – so er hinfindet. Der Ibis gilt als der dümmste Vogel der Welt. Überlebt hat er trotzdem.

Es geht über 930 Kilometer, über Venedig hinweg bis in den Nord­osten Österreichs. Das Problem: Der Ibis hat keinen Orientierungssinn. Und er hasst das Fliegen. Wenn so ein Waldrapp (das ist ein etwa gänsegroßer Ibis) mit seinem Gespons nebst zwei Jungen zum großen Flug ansetzt, kommt es häufig vor, dass dieses Quartett zwar ankommt, nur eben alle vier an anderen Orten. Dass er trotzdem überlebte, ­be­schäftigt Biologen und Evolutionsexperten bis heute.

Sehr süß und sehr dumm: der Ibis. Foto: (c) Getty Images

Im Übrigen ist das oberösterreichische Scharnstein so ein traditioneller Ankunftsort der Waldrapp-Ibisse, ihr „Touch-down“ kann aber überall im Umkreis von 120 Kilometern sein. Und das Coole dabei ist, dass derselbe Vogel dann ein Jahr später zwar wieder „falsch“ landet, aber immerhin am gleichen falschen Ort wie das Jahr zuvor. Derlei Dinge kann übrigens der Biologe Dr. Johannes Fritz erzählen, der 2002 ein „Waldrapp-Team“ ins Leben gerufen hat. Als Überlebenshilfe.

Seltsamerweise ist der Ibis auch Symbol ­einer ­Einheit der israelischen Luftwaffe. Was nichts mit Dummheit, aber ­alles mit Moses zu tun hat, der so einen Vogel mal hatte, was wiederum nichts mit Orientierung sondern mit einer gemeinsamen Feindschaft gegenüber Schlangen zu tun hatte. Also, werter Leser: Wenn das jetzt keine Sauregurkenzeit-Story war, wie sieht dann tatsächlich eine aus? Vorschläge bitte an den Verlag.