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Loose Tie – Das Schweigen der Männer

Jakob Stantejsky

Machen Sie sich auch so vor der Prostatakrebs-Vorsorgeuntersuchung ins Hemd wie ich? Ich kann Sie gut verstehen. Noch mehr Schiss habe ich aber, zugegebenermaßen, davor, an Krebs zu erkranken. Und dagegen hilft nur Früherkennung.

Text: Franz J. Sauer / Fotos: Markus Thums, Stefan Diesner (3), Peter Hautzinger (2), Carina Karlovits, Jan Frankl, Conny de Beauclair für die Österreichische Krebshilfe

Ich war dann letztlich auch dort. In einem Werbespot auf vernünftig zu machen (Sie finden unsere gelungenen Loose-Tie-Spots der letzten Jahre auf dieser unserer Website, einfach „Loose Tie“ im Suchfenster eingeben), im echten Leben dann aber nicht hingehen, das wäre selbst mir zu schofel gewesen. Ich machte mir einen Termin bei Dr. Karl Dorfinger und erschien auch wirklich, alle mir einschießenden Entschuldigungen in den Lokus kippend.

Es war dann nix. Und schlimm war es auch nicht, das mit dem Finger im Hintern – es ist wirklich, wirklich kurz, meine Herren. Und als das Ergebnis einflatterte, sicherlich der Moment, vor dem man als Hypochonder und Angstmensch am meisten Furcht hat, war ich tatsächlich eineinhalb Tage lang feist beruhigt und richtig gut drauf.

Ich hatte also mein Schweigen überwunden. Und wie steht’s um all die anderen Männer? Tatsächlich ist die Anzahl derer, die 2016 als an Prostatakrebs erkrankt registriert wurden (5.245) gegenüber 2015 (4.968) signifikant gestiegen. Was Dr. Dorfinger auf die gute Aufklärung und das unermüdliche Wirken der Österreichischen Krebshilfe und der Österreichischen Urologen zurückführt. Seit vier Jahren fordert die Aktion „Loose-Tie“ jedes Jahr im April die Männer auf, sich vom Alltagsstress zu lösen, die Kravatte zu lockern und zur Vorsorge-Untersuchung
zu gehen. „Die Vorsorge-Untersuchung durch den Facharzt umfasst eine genaue Erhebung der Risikofaktoren, die Tastuntersuchung der Prostata, die PSA-Bestimmung aus dem Blut sowie eine Ultraschall-­Untersuchung“, erklärt Dr. Dorfinger, alles in allem ist die Sache in 10 Minuten erledigt.

10 Minuten also, einem viel zu frühen Lebensende gegenübergestellt, das einem durchaus bevorstehen könnte, wenn man sich stolz als „Vorsorge-Ignorant“ geriert. Männer sind bei diesem Thema Frauen weitgehend unterlegen, was Intelligenz und Rationalität betrifft. Meistens sind es auch unsere besseren Hälften, die uns letztlich zum Arzt prügeln, auf dass wir uns endlich „anschau’n lassen.“

Übrigens muffeln wir Deppen laut Statistik sogar dann noch rum, wenn schon längst was wehtut. Diese Dummheit lässt sich schnell auf den Punkt bringen: Wenn beim Auto was knarzt oder scheuert, sind wir doch alle am nächsten Tag in der Werkstätte, oder? Also. Dasselbe sollte für unseren Körper auch gelten …