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Womanizer – Wie toxisch bist du?

Der sogenannte „Pick-up Artist“ wird demnächst 50 Jahre alt. Die Geschichte legt nahe, dass dieser selbsternannte Aufriss-Experte mit dem „toxischen Mann“ in engem Zusammenhang steht.

Das Wort „toxisch“ meint „giftig“ und mauserte sich im Zug der #MeToo-Bewegung aufgrund 45-prozentiger Steigerung im Sprachgebrauch zum Wort des Jahres 2018, als Symbol für die zunehmend toxischen Aspekte modernen Lebens. Dass der Begriff zumeist in unmittelbarer Nachbarschaft des Mannes zu finden ist, hat unter anderem auch mit dem Aufstieg des „Pick-up Artists“ (PUA) zu tun, jenes selbsternannten „Meisters der Kunst, Frauen an sich zu ziehen“. Einer Verführungstechnik, die auf der Prämisse basiert, dass Interaktionen zwischen Frau und Mann auf Prinzipien basieren, die manipuliert werden können, so man sie versteht.

Der PUA wurde im Zuge der Veröffentlichung von Eric Webers Büchlein „How To Pick Up Girls“ (1970) geboren, wenn auch noch unter der Autoren-Mahnung, dass Frauen „schlicht und einfach das Recht haben, Nein zu sagen“. Aber die Aufriss-Community explodierte buchstäblich mit Veröffentlichung des Bestsellers „The Game“ von Neil Strauss (2005). Das „Spiel“ führte eine ganze Generation von Männern in eine finstere Welt zweifelhafter Methoden ein, insbesondere „Negging“ – das Beleidigen von Frauen zwecks Unterwanderung ihres Selbstbewusstseins und gleichzeitigen Nivellierens der eigenen „Annäherungs-Angst“. Oder auch das „Sarging“, ein auf „Aufriss“ und sonst nichts gerichtetes Ausgehen. Die so gewonnene „Beute“ wird denn auch nicht als Frau oder Mitmensch respektiert, sondern als „Sarge“ behandelt. Nur zwei Beispiele für die Verarmung des männlichen Gemüts, wenn es um Beziehungen geht; für Atti­tüden, die echte Intimität von vornherein nicht zulassen. Der Pick-up Artist, im Kern ein Frauenhasser.

Der Anfang: Eric Weber: How to Pick Up Girls, Symphony Press, 1970.