KULTUR
Per Roadtrip nach Dubrovnik
Am südlichsten Zipfel der kroatischen Riviera, fast schon an der Grenze zu Montenegro, liegt der historische dalmatinische Stadtstaat Dubrovnik. Obwohl die Destination easy mit dem Flugzeug zu erreichen ist, empfiehlt es sich, die Reise auf dem Landweg per Auto anzutreten. Dubrovnik sollte man sich nämlich verdienen. Wir taten dies mit einem Audi Q8 50 TDI quattro.
TEXT: Franz J. Sauer / FOTOS: Franz J. Sauer, Audi, Rixos Premium Dubrovnik, Getty Images
DISCLAIMER: In den nächsten Absätzen geht es hauptsächlich um die Anreise und den Audi Q8. Wen nur Dubrovnik interessiert, der kann diese gerne überspringen und auf diesen Link klicken.
Klar ist die Anreise mit dem Auto eine Strapaz. Es sind nun mal knapp zehn Stunden, die man von Wien aus bis an den Südzipf der kroatischen Adria braucht. Eine Tatsache, die sich auch seit Fertigstellung der lang erwarteten Brücke vom Festland auf die Halbinsel Peljesac nicht viel verändert hat. Erstaunlich eigentlich: Wir erinnern uns gut an die erste Anreise nach dem schauderhaften Bürgerkrieg, das war anno 1997. Die Autobahn reichte damals genau bis Karlovac, rund 60 Kilometer nach Zagreb. Der Rest war Bundesstraße mittlerer Güte, teils von Panzerketten in Mitleidenschaft gezogen, vor allem aber: Immer eng, unübersichtlich und von landwirtschaftlichen Geräten gesäumt, was bedeutete: Wenn man einmal hinter einem LKW oder Traktor gefangen war, der 25 fuhr, dann blieb das für mehrere Kilometer so; Überholen undenkbar. Landschaftlich bekam man dafür eine Menge zurück, sogar in der durch die Kämpfe schwer in Mitleidenschaft gezogenen Krajina. Vor allem aber die Etappe ab Knin, wenn es über Trilj, Sinj und Šestanovac endlich zum Meer zwischen Brela und Makarska ging, ist ein Genuß für Augen. Dauer der Reise damals: Zwischen 12 und 13 Stunden, je nach LKW-Aufkommen oder Grenzwartezeit.
Seit 2005 gibt es nun die Autobahn E71 und E65, durchgezogen von Zagreb bis Ston, also kurz vor der bosnischen Grenze. Die ist teuer und daher meist schön leer, erlaubt sind 130, aber … ach lassen wir das, die kroatischen Polizisten sind auch nicht mehr so verhandlungsbereit wie dereinst. Die Grenzwartezeit nach Bosnien ersparte einem das weiterhin nicht, aber der Rest der Etappe ab Zagreb war doch viel zügiger zu bewältigen. Möchte man meinen; Reisezeit nun, inklusive Autobahnmaut: 10 Stunden. Da hatten wir uns doch ein bissl mehr Ersparnis erhofft.
Und seit zwei Jahren gibt es nun die schmucke Brücke über das Meer nach Peljesac, feinst ausgebaut, auch die Autostraße auf der Halbinsel, die man zwecks Verbindung zur Brücke aus dem Stein schlug, spielt aller Stückerln. Die Gesamtreisezeit erspart sich nun vielleicht wenns hochkommt eine halbe Stunde. Womit wir wieder beim Eingangs-Statement angelangt sind: Die Anreise dauert zehn Stunden, ist eine Strapaz. Oder aber: Man integriert sie ins Urlaubsgeschehen und macht ein Erlebnis daraus. Das freilich eine der schönsten Küstenstraßen weltweit in die Reisekalkulation miteinbezieht: Die D8, besser bekannt als Jadranska Magistrala.
Audi Q8 50 TDI: Nichts als ein Diesel
Für die Planung einer solchen Reise ist freilich die richtige Auto-Auswahl angezeigt. Ein E-Auto sollte man hier besser von vorn herein ausschließen, zu lau ist die Ausstattung an verlässlichen Schnellladesäulen, die auch noch funktionieren, wenn sie müssen, entlang der kroatischen Südroute. In den Städten passt sie wohl, aber auch nur in den größeren. Netterweise erreichte uns kurz vor dem ausgedehnten Dubrovnik-Trip eine Anfrage aus Ingolstadt: Ein Audi Q8 stünde bereit. Wir lehnten zunächst reflexartig ab, weil man natürlich sofort an den vollelektrischen Q8 e-tron denkt, wenn das Werk persönlich anfragt. Überraschend war dann die Präzisierung. Ein reiner Diesel sollte es sein, nix Elektro, nicht einmal Hybrid. Das verblüffte dann doch. Schließlich hatten wir bei einem Check ein knappes Jahr zuvor festgestellt, dass man in Deutschland gar keine Q-Modelle mehr mit Selbstzünder bestellen konnte. Tatsächlich wurde nun aber eine neue Generation nachgereicht, unserer nennt sich stolz Audi Q8 50 TDI quattro 4-türig. Auch das zeugt von Bescheidenheit, eine solche riesige Heckklappe wie an diesem Auto gilt anderswo für zwei. 286 PS sorgen für Vortrieb, gänzlich ununterstützt von E-Motoren, abgesehen von einer größeren Lichtmaschine und einem 48-Volt-Bordnetz, was in Fachkreisen als Mildhybrid bezeichnet wird. Ein Sechszylinder-V-Motor mit gerade mal drei Litern Hubraum und einem Turbo reicht für exzellente Leistungsdaten in der Größenordnung 600 Nm, 6,4 Sekunden von Null auf 100 und eine Spitze von 241 km/h. Jaja, wir wissen es, alles Macho-Shit in diesen Zeiten. Daher kann der Q8 an dieser Stelle mit einem anderen, wirklich beeindruckenden Wert auftrumpfen: Mildhybrid und großer SUV, da kommen schon mal 2,2 Tonnen auf die Waage. Trotzdem frißt der Super-Diesel bei angeregtem Autobahntempo (das Erlaubte plus die Toleranz) gerade mal 7,7 Liter Sprudel durchschnittlich. Das soll ihm ein weitaus kleinerer Wagen mit Dreizylinder-Magermotor und ähnlichem Gedöns erstmal nachmachen.
Hach, ich spüre schon den Shitstorm aufkeimen. 2,2 Tonnen, sieben Liter auf 100 km. Da ist ein Flugzeug doch viel klimaschonender … und schon ist auch die entsprechende Studie zur Hand. Mag alles sein, wenn man allein verreist. Ist man aber zumindest zu viert unterwegs, sieht die Rechnung möglicherweise ganz anders aus. Zumal man auch die Freiheit, zu fahren, wann man will, wo man will und wie lange man will und die Mobilität vor Ort in die Rechnung mit einbeziehen sollte. Fakt ist jedenfalls: Betrachtet man die gesamte Entwicklung, den Lebenszyklus, die Treibstoff-Verfügbarkeit aktuell und auch die weitere Entwickelbarkeit des Dieselmotors (nach wie vor der Verbrenner mit dem höchsten Wirkungsgrad) so ist der Selbstzünder noch immer die klimaschonendste und aktuell auch noch günstigeste Art und Weise, Fahrzeuge dieser Größenordnung fortzubewegen. Und warum man diese braucht oder nicht – diese Diskussion sollen andere anderswo führen.
Für das Dubrovnik-Reiseerlebnis, das wir meinen, sollte man spätestens bei Zadar die Autobahn verlassen und den Rest der Tour auf der bereits erwähnten Küstenstraße in Angriff nehmen. Drei Vegetationszonen (Pinienwälder, Karst, Palmen) empfangen einen, über 1200 Inseln kommen ins Blickfeld und immer gut zu sehen und auch zu spüren, wenn man die Fenster aufmacht: Das wunderbare adriatische Meer. Sibenik, Primosten, Trogir, Split, Omis, Makarska, Ston – alles Orte, die sich einen eigenen Urlaub verdienen, eigentlich. Übernachtungen sind bei entsprechendem Zeitbudget angebracht, Zimmer gibt es auch zur Reisezeit nach wie vor spontan und auf Anfrage.
Endlich angekommen: Dubrovnik
Aber hier und jetzt geht’s nach Dubrovnik. Wenn man via Hafen Gruz die Stadtmauer entert, sich zur Altstadt vorarbeitet, tatsächlich einen Parkplatz findet – ja dann ist es Zeit innezuhalten. Wirklich anzukommen. Nicht gleich durchs Stadttor zu stürmen, sondern sich einmal auf einem der vielen vorgelagerten Felsen niederzulassen. Es riecht nach Fisch und Brandung, ein bisserl nach Algen. Und jedesmal stelle ich mir vor, wie jener Einsiedler aussehen könnte, der da hinter dem kleinen, grünen Türchen unter dem vorgelagerten Fort wohnt, wahrscheinlich seit Jahrhunderten. Denis, vom „None Nina“ in der Altstadt, weiß es auch nicht. Aber spätestens wenn er dir seinen unvergleichlichen „Long Island Icetea“ serviert, sind dir grüne Männchen sofort völlig egal. Endlich bist du angekommen.
Gerne hat er es nicht, der in Ehren ergraute Dubrovnikaner, wenn man ihn als Kroaten bezeichnet. Viele Epochen seiner fast 1000-jährigen Geschichte verlebte der Stadtstaat Ragusa in Unabhängigkeit. Heute gehört Dubrovnik zwar zweifelsfrei zu Kroatien, dennoch werden einem jene älteren Herren, die man am späten Nachmittag stets wie aus dem Ei gepellt im wunderschönen Vorgarten der „Gradska Kavana“ am Hauptplatz antrifft, in verblüffend akzentfreiem Deutsch und mit großer Geste erzählen, warum ihre Stadt und deren Bewohner höchstens formell und administrativ einem größeren Staatenbund zuzuordnen sind. „Libertas“ ist hier nicht nur der Name der lokalen Busgesellschaft. Freiheit wird großgeschrieben in Dubrovnik. Das war schon immer so. Und darum wurde auch schon oft genug gekämpft.
Verschiedenste Schutzmächte kamen und gingen im Lauf der Jahrzehnte: Die erstmals 980 urkundlich erwähnte und in einen steilen Eichenhang (der Name Dubrovnik leitet sich vom slawischen Wort für Eiche „Dub“ ab) gehauene Festung überlebte die Byzantiner, die Bosnier, die Venezianer, die Osmanen und sogar die Mongolen, die 1242 ebenso wie viele andere Angreifer an den meterdicken Stadtmauern scheiterten. Seit dem Frieden von Passarowitz anno 1718 ist Dubrovnik mit kurzen Unterbrechungen schließlich Kroatien zuzurechnen.
Dubrovnik ist ebenso reich an Kulturschätzen wie an Superlativen. So war es der Stadtstaat im südlichsten Dalmatien, der ano 1776 als Erster die Unabhängigkeit Amerikas akzeptierte. Die älteste Apotheke Europas (1317 eröffnet) findet sich ebenso in Dubrovnik wie das weltweit älteste Arboretum, gelegen im Vorort Trsteno, ein paar Kilometer nördlich. Mehr als die wiederholt durchgeführten Einnehm-Versuche der Venezianer schadeten dem Stadtstaat mehrere Erdbeben, die stets große Verwüstungen hervorriefen (etwa 1667), der stolzen Republik aber schließlich nie endgültig den Garaus machen konnten.
Das Hotel Rixos Premium Dubrovnik
Ebenso Geschichte hat das Hotel Rixos Premium Dubrovnik, etwa 15 Gehminuten von der Altstadt entfernt, am südlichen Ende der Halbinsel Lapad in den Fels gehauen. Ursprünglich als Hotel Libertas in der goldenen Ära des jugoslawischen Touristik-Brutalismus eröffnet, wurde es von der Accor-Gruppe gefühlvoll und mit Bedacht revitalisiert und in die Moderne geführt. Die architektonisch anspruchsvolle Beton-Bauart wurde gekonnt und stilvoll modernisiert, aber nicht ihres Gesichtes beraubt (wie etwa die legendäre Hotelstadt Babin Kuk ein paar Gassen weiter, aus der die Valamar-Gruppe ein Resort wie Tausende andere zimmerte). Das ganze Team ist gefühlt immer präsent, von Concierge Lyudmilla, die es auf unheimliche Art und Weise schafft, immer, überall und zu jeder Uhrzeit zur Stelle zu sein, stets wie aus dem Ei gepellt, bis zum General Manager Basci wird stets für das Wohl der Gäste gesorgt. Der Ausblick auf das offene Meer und die vorgelagerte Insel Lokrum ist sowohl von allen Zimmern als auch von den meisten Bars und Restaurants atemberaubend. Die Küche ist gut, man verzichtet wohltuend auf Chichi jedweder Art, von Fleisch bis Fisch wird wirklich alles geboten. Wir empfehlen, etwas länger als bloß eine Woche zu buchen. Drei Tage braucht man bereits, um sich in dem ausladenden Komplex zu orientieren, um wirklich alle Wohlgefallen auszunutzen.