AKUT

Sex in Wien

Sarah Wetzlmayr

Sexuelle Freiräume, soziale Anonymität, aber auch neue Mechanismen zur Kontrolle: Die Großstadt hat den Sex verändert. Der Grat zwischen Versuchung und Überwachung ist schmal – darauf zu wandern aber umso spannender.

von Sarah Wetzlmayr

 

Der Wiener Untergrund ist mehr als Kaisergruft, Dritter Mann und Lebensraum der gemeinen Kanalratte. Er ist eine Spielwiese aus Verbot und Verführung, Ungehorsam und Ungeziemtheit, Wiener Gürtel und Schlägen unterhalb der Gürtellinie. Dass Wien schon seit Beginn des 19. Jahrhunderts eine Stadt ist, die sich Sex auf die Stadt- wappen heften kann, beweist die aktuelle Ausstellung im Wien Museum mit dem eher ein- als mehrdeutigen Titel „Sex in Wien“. Es geht um die ebenso lustvolle wie auch anstößige Beziehung zwischen Sexualität und Stadt, genauso wie um die ewige Gratwanderung zwischen Verbot und Freiheit, die das Leben in der Großstadt plötzlich versprach. Neue Möglichkeiten der Überwachung und Kontrolle schlugen dem sexuell aufgeschlossenen Menschen die Tore zur sinnlichen Freiheit schnell wieder vor der Nase zu.

Die Pfade der Lust, die durch Wien führten, waren lange Zeit aber tatsächlich nur sehr schmale Wege – das wusste auch schon der vermeintliche Autor des Romans „Josefine Mutzenbacher“ – Felix Salten – zu berichten. Auf den Spuren der Mutzenbacher kann man jetzt im Zuge der „Josefine Mutzenbacher“-Stadtspaziergänge durch Wiens Sittengeschichte wandeln. Dieser Herbst hält also einiges an Aufklärungsunterricht in Sachen Wiener Lust für uns bereit.

INFOPORN

Sex in Wien. Lust. Kontrolle
15.9. – 22.1.2017
wienmuseum.at
Josefine Mutzenbacher Stadtspaziergang
Termine: 17., 20., 24. & 27.9., jeweils 14 Uhr Treffpunkt: Michaelerplatz – Ausgrabungen 1010 Wien
wienfuehrung.com/ Mutzenbacher

© Wien Museum / Imagno-Austrian Archives,