KULTUR
2 Schweine in Australien
Auf ihrer gemeinsamen Australienreise haben die beiden Autoren Jo Piccol und Joe S. Nuts Tagebuch geführt. Um Kaängurus geht es darin nicht, dafür steckt allerhand Schweinisches in diesen Zeilen. Kongenial illustriert wurde dieses stark testosteronhaltige Werk von WIENER-Cartoonist Bernd Püribauer.
von Sarah Wetzlmayr
Um etwas mehr Einblick in die Enstehungsgeschichte des genial lustigen Reisebuchs zu erhalten, haben wir uns mit Jo Piccol unterhalten – und uns dabei bereits sehr gut unterhalten gefühlt…
Wie ist die Idee zu dem Buch denn entstanden? Beziehungsweise, was war zuerst da: Die Idee eines gemeinsamen Buch-Projekts oder die eines gemeinsamen Road Trips?
Am Anfang stand der gemeinsame Trip nach Australien, der von beiden Autoren ausführlich in Tagebuchform dokumentiert wurde. Wie es zu diesem Trip kam, wird im Buch auch ausführlich beschrieben. Jedenfalls war die Reise schon immer als klassischer Männerurlaub zweier langjähriger Freunde (im Buch: der Steirer und der Burgenländer) geplant. Nach ihrer – also unserer – Rückkehr aus Australien haben wir spaßeshalber unsere Aufzeichnungen bei mehreren Gelegenheiten zu einer kleinen Bildershow vorgetragen. Da diese Performances immer gut angekommen sind (bzw. dem Publikum vor Lachen meist Tränen in den Augen standen), haben wir beschlossen, diese zu einem professionellen Manuskript auszuarbeiten – wobei es natürlich geholfen hat, dass wir beide einen Background als Werbetexter haben. In der Folge haben wir das Manuskript diversen Verlagen angeboten. Es gab auch zwei Interessenten, aber um die volle Kreativhoheit zu behalten, haben wir kurzerhand einen eigenen Verlag gegründet (den JOJO Media Verlag, in dem das Buch jetzt erscheint). Um das Projekt zumindest teilweise vorzufinanzieren, haben wir auch eine kleine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Und jetzt ist es soweit – am 29. November wird „2 Schweine in Australien“ offiziell veröffentlicht
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Bernd Püribauer?
Nach Fertigstellung des Manuskripts und dem Beschluss, das Buch selbst zu verlegen, haben wir die Entscheidung getroffen, einen passenden Illustrator zu engagieren, um den humoristischen Charakter des Werks zu betonen. Da haben wir uns lang und breit – auch international – umgeschaut. Aber wie so oft liegt das Gute dann ganz nah. Nachdem wir die ersten Zeichnungen von Bernd Püribauer gesehen hatten, wussten wir sofort: der und kein anderer! Sein Stil passt genau zu der Tonality des Buches: plakativ, fetzig, ein bisschen ordinär – und vor allem saulustig! Und auch Bernd war umgekehrt von dem Projekt sofort begeistert – vermutlich, weil er ein genauso durchgeknallter Typ ist wie wir …
Was fängt man im sonnigen Australien eigentlich mit Zipflbobs an?
Wieder so eine schräge Idee des Burgenländers. Er hatte gehört, dass es auf Fraser Island (eine kleine Insel vor der Ostküste Australiens) von hohen Sanddünen umgebene Seen gibt. Und als Vorstandsmitglied der IZF (International Zipflbob Federation – ja, die gab es wirklich!), die sogar Weltcup-Rennen mit Zipflbobs veranstaltet, kam er dabei auf den Gedanken, den Zipflbob mal auf Sand statt auf Schnee auf seine Fahrtauglichkeit zu testen. Und so hat er tatsächlich zwei dieser Dinger nach Australien mitgenommen. Wie die sportliche Action dann tatsächlich abgelaufen ist, kann man natürlich auch im Buch nachlesen.
Was war der skurrile Höhepunkt der Reise?
Da gab es einige. Neben dem Ziplfbobfahren war eine sicher, dass wir ein Mädel, das uns als Kellnerin in einer Bar in Sydney bedient hatte, ein paar Tage später zufällig bei einer kleinen Party auf einem Campingplatz im Hinterland neuerlich getroffen haben und sie uns aufgrund der Schweinemaske wiedererkannt hat. Aber auch unser Auftritt in einem abgefuckten Karaoke-Schuppen im Küstenstädtchen Gladstone war legendär – inkl. einem Duett („When you’re in love with a beautiful woman“) mit einem zahnlosen, 120 kg schweren Aborigine-Mädchen (aber mit einer Stimme wie Whitney Houston) …
Den Lebensmittelpunkt nach Australien verlegen – vorstellbar?
Grundsätzlich ja – was Land und Leute betrifft. Die Landschaft ist wirklich einzigartig, der Lifestyle ist entspannt und sehr leger, hatten wir zumindest den Eindruck. Wir waren aber auch in der australischen Ferienzeit dort. Das Hauptproblem würde vermutlich an den sehr strengen Niederlassungsbestimmungen in Australien liegen. Ohne schon im Vorhinein einen Job in der Tasche oder genug Kohle auf der Kante zu haben, geht vermutlich nicht viel …
Was hat es mit der Schweinemaske auf sich? Und ist sie nach Beendigung der Reise nochmal zum Einsatz gekommen?
Der Burgenländer hatte neben den Zipflbobs auch noch die fatale Idee, eine Schweinemaske mit einzupacken, um typisch fade Touristenbilder von mir (= der Steirer vor Sehenswürdigkeit) zu verhindern bzw. zu konterkarieren. Leider hat sich das Ganze vor Ort ein wenig verselbständigt, und die Maske wurde zu allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten hervorgekramt, was natürlich zu einigen bizarren Szenen geführt hat … Die Schweinemaske erlebt aktuell gerade ein großes Revival, man kann sie rund um die Buchveröffentlichung sogar als Merchandising-Artikel erstehen, und selbstverständlich tragen wir sie bei Lesungen aus dem Buch.
Die Natur des Mannes steht ja auch im Vordergrund – wolltet ihr hier besonders ehrlich sein?
Der Titel „ 2 Schweine in Australien“ ist natürlich auch eine Metapher für die nicht immer hochintellektuellen Verhaltensweisen von uns Männern bei einem klassischen Herrenurlaub (vgl. „schweinigeln“: Österreichischer Dialektausdruck für als nicht sehr vornehm geltende, körperbetonte Tätigkeiten). Und da sind auch der Burgenländer und der Steirer keine Ausnahmen. Sie haben ja vor, sich quasi in 3 Wochen durch Australien zu feiern, zu saufen und zu vögeln – und das wird in dem Buch auch kompromisslos und ehrlich geschildert. Insofern ist es natürlich ein Buch für Männer (und für Frauen, die neugierig sind, wie diese wirklich ticken). Ob es tatsächlich der „Traumurlaub für Männer“ geworden ist beziehungsweise zu welchen ungeplanten Überraschungen es dabei gekommen ist, ist eine andere Frage und macht die Story ja erst so richtig interessant – die Antwort steht im Buch …
Fotos © JOJO Media