KULTUR
Videopremiere: Nelio „Schweiß & Tränen“
Körpersprache. In Nelios Video zu „Schweiß und Tränen“ lassen sie, zusätzlich zu ihren ausgesprochen eingängigen Melodien, vor allem den Körper sprechen.
Nelio machen Mundartpop, sind aus Wien, gehen aber eher als internationale Patchwork-Band durch. Zwei Salzburger, eine Irin und ein Kolumbianer treffen hier aufeinander. Eine bunte Mischung, die einem an so manch grauem Herbsttag mit ihrer Musik sehr gelegen kommt. Die erste Single „Sommerregen“, die im Herbst des vergangenen Jahres erschien, hatte schon Potenzial der angenehm dahinplätschernde Soundtrack für die kühlere Jahreszeit zu werden. Danach folgte die EP „Wolken Schaun“. Inhaltlich ist man bei der neuen Single „Schweiß und Tränen“ vom Themenbereich Wetter ein wenig weggegangen. Geblieben sind der über einer kleinen Flamme sanft dahin köchelnde Gitarrensound, wie auch die eingängigen, fast gehauchten Lyrics. Nelio öffnen mit ihrem Song die Beziehungskiste und fischen als Erkenntnis heraus, dass die Zeit eben doch nicht alle Wunden heilt, sondern manche überhaupt erst mit der Zeit entstehen. Im dazugehörigen Video wird diese langsam in sich zusammenklappende Beziehungskiste als Tanz dargestellt, der ein wenig an Greta Gerwigs ikonischen Tanz aus Spike Jonzes Video zu „Afterlife“ erinnert. Ein wenig wunderschön, ein wenig eigenartig. Ein wenig melancholisch, ein wenig mit nonchalantem Charme ausgestattet. Nur dass es in Nelios sehr stimmigen und stimmungsgeladenen Video zwei Menschen sind, die gemeinsam irgendwie an der Realität vorbei tanzen. Wir wussten natürlich vorher schon, wie viel hinter diesem umglaublich großen Komplex der Körpersprache steckt, jetzt wissen wir es aber noch ein wenig besser. Danke dafür, Nelio. Aufgenommen wurde das Video im Kulturcafé Tachles im 2. Wiener Gemeindebezirk, jenem Ort, an dem das Lied zum ersten Mal vor knapp zwei Jahren live gespielt wurde.
Die Single „Schweiß und Tränen“ ist heute, am 6. Oktober, bei Problembär erschienen.
Das Album „Neiche Wege“ erscheint im Frühjahr 2018.
Foto Header © Tobias De St. Julien