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Archiv 2010: Prima, Ballerina!

Jakob Stantejsky

Sie tanzte in Schwanensee, sie tanzte beim Opernball und sie tanzte beim Neujahrskonzert. Doch noch nie tanzte sie so freizügig wie hier. Voilà, der atemberaubende Auftritt von Karina Sarkissova.

Fotos: Moritz Schell / Assistenz: Christian Wind & Beatrix Kovats / Styling: Marcos Valenzuela / Make-up & Haare: Renelde Heidlmair / Outfits von: Popp & Kretschmer, Tiberius, Gina Drewes

Die mit dem Kottan tanzt

Sie verzauberte Ballett-Begeisterte auf der ganzen Welt, macht vor der Kamera eine absolut perfekte Figur und lässt jetzt auch das Kino tanzen.

Text: Verena Eissner-Eissenstein

Auf der Bühne ist sie ein umjubelter Star. Ihr Lebensmotto: „Nie stehen bleiben. Die Treppe immer weiter nach oben steigen, bis es keine Stufe mehr gibt.“ Die Bretter, die die Welt bedeuten, sind der ambitionierten Primaballerina nicht genug. Im Eiltempo erobert sie jetzt auch Leinwand und Kameralinse. Das atemberaubende Ergebnis haben Sie bereits auf den vorangegangenen Seiten bewundert. ,Ich bin aufgeschlossen und genieße es, im Vordergrund zu stehen“, erzählt Karina Sarkissova, die an renommierten Häusern in Wien und auf der ganzen Welt das Publikum verzaubert. In der Sommerpause ging die Solistin beruflich fremd. Im neuen „Kottan ermittelt“, ab Dezember im Kino zu sehen, mimte die 26-Jährige eine Nachtclubtänzerin, die versucht, einen Polizisten zu verführen und später eine Leiche entdeckt. Die gebürtige Russin genoss die dreiwöchige Arbeit am Set. „Man hat zwar keine 3.000 Menschen, die dich am Schluss umjubeln und klatschen, aber es macht richtig süchtig, vor der Kamera zu stehen. Mein großes Ziel ist es, einmal ein Drama zu spielen.“

Die ersten Schritte am Tanzparkett machte die Tochter eines Ingenieurs – ihren Vater verlor sie schon mit 12 und einer Englisch-Russisch-Dolmetscherin bereits mit vier Jahren. Acht Jahre später wurde sie an der Bolschoi-Schule in Moskau entdeckt und auf ein Stipendium nach Österreich eingeladen. Seit 15 Jahren lebt Sarkissova in Wien und ist mit einem Berufsreiter verheiratet. In über 100 verschiedenen Rollen hat der Ballettstar schon getanzt, u.a. in Schwanensee, Dornröschen und Mayerling, Opernbälle eröffnet und in Neujahrskonzerten performt. Trainiert wird täglich zwischen sechs und acht Stunden. „Wenn die Leute applaudieren oder beim Bühneneingang auf dich warten und dir das Gefühl geben etwas Besonderes zu sein, das gibt dir die Kraft, alles millionenmal zu wiederholen.“

Mit jeder Rolle muss sich die temperamentvolle Blondine neu beweisen. „Es ist ein gemeiner Beruf. Wenn man sich verletzt, ist schon eine Neue da.“ Bis jetzt hatte sie Glück und abgesehen von einem Steißbeinbruch im vergangenen Jahr keine gröberen Verletzungen. Das Balletttraining vermisst die Bewegungshungrige in der Sommerpause nicht, die Anstrengung schon. Deshalb besucht sie
mehrmals in der Woche ein Fitnesscenter, räumt aber mit dem Vorurteil auf, dass Balletttänzer einer strengen Diät unterworfen sind. „Wir essen Süßes, trinken Cola und machen nach der Vorstellung Party.“ Mit ihren 1,71 Metern bringt die Mutter eines achtjährigen Sohnes zarte 49 bis 52 Kilo auf die Waage. „Ich bin ein totaler Genussmensch und mag es, wenn ich Rundungen bekomme.“ Wir auch.