Hatte US-Priester tatsächlich Nahtoderlebnis?

Gott ist eine Frau!

Gott ist also eine Frau. Seit Februar geistert die Meldung von dem US-Priester, der 48 Sekunden lang tot war, kurz im Himmel war und dort Frau Gott begegnete, durchs weltweite Web. Mindestens ebenso lange wird beteuert, die Meldung sei ein Hoax. Wir sagen: na und?

von Franz J. Sauer

Father John Michael O’Neal, Pfarrer in Massachussets, hatte eine schwere Herzattacke. Trotz schnellstem Rettungseinsatz, wurde der Gottesmann kurz nach Eintreffen im Spital für klinisch tot erklärt. Mehr aus wissenschaftlichem Interesse versuchten die Doktoren aber noch, den 71jährigen zu retten, was wundersamerweise nach 48 Minuten gelang: Sein Herz begann wieder zu schlagen. 48 Stunden später kam der Mann wieder zu Bewußtsein und wußte sein atemberaubendes Nahtoderlebnis jedem zu erzählen.

Fraugott noch einmal!

Er sei im Himmel gewesen, all die bekannten Ingredienzien wie immenses Glücklichsein, gleißendes Licht, Out-of-Body-Experience, langer Tunnel und so weiter inklusive. Neu ist allerdings die Begegnung mit dem göttlichen Wesen, das Pfarrer O’Neal als „warmherziges, feminines Lichtwesen“ beschreibt. Damit ist die menschliche Vorstellung vom Gottes-Vater mit langem Bart und weißen Haaren also vorerst mal hinüber. Eine Erkenntnis also, die weit über das bloße Gendern hinausgeht.

Klar ließen die Dementi nicht lange auf sich warten, vor allem aus katholischen Publizistikkreisen. Festgehalten werden muss ausserdem, dass der Erzbischof von Boston, für nämliche Pfarre, aus der Vater O’Neal stammen sollte, zuständig, bekannt gab, keinen Gottesdiener diesen Namens auf seiner klerikalen Payroll zu haben. Hm, also doch ein Hoax? Egal, sagen wir. Weil: warum sollte Gott keine Frau sein? All die Götzenbilder, die wir uns den zehn Geboten zum Trotz ständig machen, geben ja vielleicht nur Trendscouts, was Bart und Langhaar betrifft. Etwas realistischere Darstellungen Gottes wie jene hier oben sind da schon nüchterner bei der Darstellung des Schöpfers. Und verleihen dem obersten Oberen durchaus weibliche Züge.

Überhaupt erstaunlich eigentlich, dass die allgemeine Genderwelle vor der Anrede „Lieber Gott“ bislang Halt gemacht hat. Liegt es tatsächlich nur am Neuen Testament, in dem ein gewisser Jesus andauernd vom „Vater“ sprach, wenn von Gott die Rede war? Verbrieft ist aus der heiligen Schrift bloß die Anwesenheit einer „Mutter Gottes“, was schon ob der bloßen Bezeichnung Rätsel aufgeben muss. Ausserdem fällt einem an dieser Stelle gern die Erzählung des Freundes ein, der sich während seines Präsenzdienst firmen ließ (zwei Tage frei) und im Vorbereitungsunterricht dafür auf einen Mit-Wehrmann aus dem Burgenland traf, dem da einiges noch nicht ganz klar gewesen war: „Entschuidign, wie is das mit den Gott. Is der auch in die Tiere drin und so?“

Gott ist krank

Diese Feststellung entbehrt übrigens jeder polemik oder Satire. Wie im November bekannt wurde ist Schlagerstar Karel Gott, 76, am Non-Hodgkin-Lymphom erkrankt, einer Krebserkrankung des Lymphsystemes. Er wird derzeit in einem Prager Krebszentrum behandelt und wird die Krankheit besiegen, da er „seine Fans nicht enttäuschen will“. Wir wünschen ihm all das Beste. Und dass Gott tatsächlich eine Frau ist. Bei einer Autofahrt vom Flughafen Schwechat in die Wiener Innenstadt, am Weg zum ausverkauften Gott-Konzert im Konzerthaus, verriet der Sänger dem Schreiber dieser Zeilen einmal voller Stolz: „Wissen Sie, in meinem Publikum sitzen keine Kerle …“