Georges Sandeman trägt den gleichen Namen wie der schottische Gründer des seit 1790 aktiven Weinhauses. Bei einem Abendessen mit dem Gentleman, der zwischen Porto und London pendelt, kosteten wir neben den Portweinen auch die spanischen Produkte, darunter einen von E. A. Poe 1846 literarisch verewigten trockenen Sherry. Und stellten beide fest, dass wir die Pointe der Geschichte „Ein Fass Amontillado“ nicht mehr kannten. Auch das verbindet, wenngleich über den Lapsus weniger zu sagen ist als über diesen außergewöhnlichen Sherry. Dennoch sei nachgetragen, dass es in der Kurzgeschichte um die Freude am Wein geht. Allerdings wird der – nicht mehr ganz nüchterne – Feind des Erzählers mit dem titelgebenden Wein vom Erzähler nur in ein Kellergewölbe gelockt und lebendig eingemauert.

Der ursprünglich sehr frische Fino-Sherry ist hingegen nur im Fass eingesperrt, um vom fiktiven zum realen, 20 Jahre alten Amontillado zurückzukehren. Dieser erhält durch Oxidation seine typische Aromatik, die neben der Kräuterwürze vor allem von nussigen Tönen geprägt wird. Denn die Florhefe, unter der die Weine im spanischen Jerez gewöhnlich reifen, wird beim Amontillado wieder entfernt. Aber genug von der Kellertechnik; im konkreten Fall weicht der leicht medizinale Duft des „Royal Esmeralda“ nach kurzem Warten einer Mischung aus Sojasauce und Weihrauch, als Fruchtakkord kommt die ebenfalls leicht herbe Note gedörrter Zwetschken durch.

Fast an eingelegte, schwarze Nüsse denkt man beim ersten Schluck dieses Elixiers, das mit einer durchgängigen salzigen Note begeistert und mit einem nicht enden wollenden Nachhall, der ebenfalls an Trockenfrüchte und Nüsse erinnert. Ein eigenwilliges Vergnügen, das entweder würzige, röstige Aromen begleitet oder aber weitgehend naturbelassenen, aber fettreichen Fisch, etwa Sashimi vom Thunfisch. Oder mit den jugenfreien (!) Worten Poes: „„The Amontillado!“, ejaculated my friend, not yet recovered from his astonishment“.