Goldene Buche – eine Geburtsanzeige

Wie ein neues Mini-Weingut die Thermenregion belebt.

Wie sehr Maurice Nibelle für seinen Traum brannte, erfährt man im Gespräch mit seiner Oma. Um 5 Uhr früh hat sich der Bad Fischauer aufgrund ökologischer Autoverweigerung täglich zum Bahnhof aufgemacht, um nach zweimaligem Umsteigen seine Ausbildungsstätte in Tattendorf zu erreichen. Mit einem Studium an der Weinhochschule im burgundischen Beaune hat er diese Kenntnisse erweitert, wie es den französischen Wurzeln der Familie entspricht. Ergo heißt auch sein gerade 2.000 Flaschen füllendes Wein-Start up „Domaine“, die Goldene Buche im Namen allerdings steht als Baummonument im heimatlichen Garten. In der zugehörigen Villa wurde nun die Geburt des neuen Weinguts gefeiert, das Freunden der Thermenregion ans Herz gelegt sei.

Blauer Portugieser und Neuburger – allein die Sortenwahl seiner Weinmanufaktur verrät dem Kenner, was der Newcomer im Schilde führt: „Den unterschiedlichen Ausdruck der Thermenregion zum Vorschein zu bringen“. Kleinste Parzellen in den unterschiedlichen Orten an der Südbahn liefern die Trauben, um dieses Credo umzusetzen. Den Neuburger, der mit seiner Frische oft die „Schminkschatulle“ für andere Weissweine abgeben darf und in Cuvées oder dem erlaubten 15%-Anteil bei reinsortigen Füllungen „verschwindet“, hat er somit gleich in zwei Varianten parat.

Vom Traiskirchener Hundsacker stammt die sommerliche Variante, die mit ihrem Duft nach gelben Früchten und „Blockmalz“-Zuckerl noch nicht verrät, welche Sorte einen erwartet. Sehr cremig ist der erste Schluck, bei dem dank eines ausgeprägten „Nusserls“ dann doch das Markenzeichen des Neuburgers durchkommt. Ein unkomplizierter Wein, der dank früher Lese seine kräftige Säure bewahrt hat, aber doch weit resoluter auftritt, als es die 11,5 % Alkohol am Etikett vermuten lassen.

Vom Römerberg, wie der Sooßer Berg wegen des dortigen Römergrabs auch genannt wird, stammt der zweite Neuburger im Programm Nibelles. Was sich nach zwei Lagenweinen anhört, täuscht aber, denn hier wartet ein gänzlich anderer Ausbau! Bewußt wurde nämlich auf die Stilistik des französischen Jura zurückgegriffen, wo der Savagnin (nicht mit Sauvignon zu verwechseln) in nicht ganz befüllten Fässern einer bewussten Oxidation ausgesetzt wird. Damit ergibt sich ein Sherry-artiger Duft, der mit der Zeit schwächer wird und die reife Apfelfrucht und einen Hauch Muskatnuss freigibt. Am Gaumen wirkt der „Römerberg“ ebenfalls vollmundig, die Säure der Sorte bleibt bis zum Finish erhalten und schenkt dem Wein seine Frische. Definitiv eine eigenwillige Interpretation der Sorte, die ein wenig an die „Orange Wines“ des italienischen Karstgebiets erinnert, die momentan recht gehypet werden. Wozu in die Ferne schweifen, kann man mit Blick auf Nibelles Preisliste nur sagen.

Bezugsquelle

Domaine Goldene Buche, Neuburger „Hundsacker“ bzw. „Römerberg“, € 7,50 bzw. € 8,90 ab Hof, www.goldenebuche.at