Thema verfehlt: Wenn Wein zu laut wird

Weinviertler Veltliner kann’s auch ohne Sauvignon-Hefen.

Ironie unter Weinbauern ist schon was Feines: „Der kommt bei einer Prämierung locker in die Top 3 – beim steirischen Weinpreis“, kommentierte ein Kremstaler Winzer die nach wie vor unausrottbare Sauvignon-Nase eines Weinviertler Veltliners. Aromahefen machen derlei „Parfümieren“ möglich, der Konsument mag das (angeblich). Dass dies im Rahmen der DAC-Präsentation der 2012er passierte, war irgendwie ärgerlich. Doch wenden wir uns einem Quintett an Empfehlungen vom „Planet Weinviertel“ zu. Diese sind allesamt Veltliner, wie man sie erwartet vom Lehm und Urgestein, wenngleich auch hier Spielraum für individuelle Trinkgewohnheiten – knackige Säure oder etwas „fetter“ – bleibt

Angesichts der sauvignon-esken, auch „laut“ genannten Veltliner dämpfte Erwin Poller schon beim Einschenken Kundenerwartungen: „Bei mir gibt’s nichts, das nach Schokobanane oder Gletschereis-Zuckerl schmeckt“. Sein „Phelling“ wächst bekanntlich auf Löss und Granit und somit setzt im hinteren Drittel die volle Mineralik ein. Später als sonst geerntet, erwies er sich heuer mehr rauchig, als feuersteinig, allerdings wie schon im Vorjahr mit schönem Schmelz. Wer knackige Mineralik aus Röschitz liebt, wurde bei Johann Berger aber gut bedient. Sowohl der DAC Stoizenberg (zarter Pfirsichduft, strahlige Säure), als auch der etwas exotischere Reipersberg sind von einer mineralisch unterlegten Süffigkeit, die den Veltliner auszeichnet, wenn man ihn er selbst sein lässt und nicht als Schmeichelkätzchen maskiert.

Markus Laurer aus Deinzendorf überzeugte ebenfalls mit einem Lagenwein; dass es mineralisch wird bei seinem DAC Altenberg, riecht man bereits. Zarte Ananasnoten und weißer Pfeffer ergänzen die mineralische Duftnote. Glockenhell am Gaumen, mit einer beinahe bremselnden Mineralik (für Freunde der chinesischen Küche – der Effekt ähnelt dem von Szechuan-Pfeffer), die man mit „Zitrusaromen treffen Feuerstein“ überschreiben könnte. Ein Wein, der sich förmlich aufdrängt als Begleitung zum Schnitzerl. Übrigens: Getoppt wird dieser Stil noch von der „Selection“, die aber noch einige Zeit braucht, um ihre Kraft auch auszubalancieren. Momentan kann’s der „Altenberg“ mehr.

Das Beste aus drei Bodentypen vereint Elisabeth Rücker in ihrem neuen „3 Lagen“: Löss (Pfeffer), Lehm (Reife) und Urgestein (Mineralität) bringen ihre spezielle Charakteristik ein und formen einen fast burgundischen Typus des Veltliners. Rauchig und mit Ringlotten-Marillen-Mix im Duft, am Gaumen hingegen voll gelbfruchtigen Schmelzes und vor allem herrlich saftig präsentiert sich der heurige Neuzugang aus dem „hohen Norden“ des Weinviertels.

Wer seinen DAC lieber aus Bioanbau trinkt, kennt wahrscheinlich Johannes Zillinger bereits. Sein Kellerberg aus Velm-Götzendorf erfreut jedes Jahr. Die Fassprobe – gefüllt wird erst im April – zeigt bereits, wohin die Reise 2012 geht. Ein Wein „zum Beissen“ dank seiner dichten Art, Apfel, Birne und auch Zitronenzeste rangeln um den Fruchtcharakter, drei Monate auf der Feinhefe geben den Schmelz, 45-jährige Rebstöcke geben die Struktur. Und ein zartes Bitterl gegen Ende lässt den Veltliner lange nachklingen.

Bezugsquellen

Pollerhof, Grüner Veltliner „Phelling“, € 7,90 ab Hof, www.pollerhof.at

Johann Berger, Grüner Veltliner „Reipersberg“ bzw. „Stoizenberg“, € 5,50 ab Hof, www.bergerwein.at

Markus Laurer, Grüner Veltliner „Altenberg“, € 7,30 ab Hof, www.laurerwein.at

Elisabeth Rücker, Grüner Veltliner „3 Lagen“, € 13.- ab Hof, www.weingut-ruecker.at

Johannes Zillinger, Grüner Veltliner „Kellerberg“ 2012, € 8.- ab Hof, www.zillinger.at