Mario Galla führt das Leben eines Models: Er fährt nach Mailand, Paris und London und besucht an die zehn Castings am Tag. Mario Galla ist blond, gut gebaut und hat einen stählernen Blick. Ach ja, und PFFD, also ein stark verkürztes rechtes Bein, weshalb er eine Orthese trägt. Mit dieser angeschnallten Gehhilfe kann er praktisch unauffällig gehen.

Ein ganz normales Model, hätte nicht bei der Berliner Fashion Week 2010 der Designer Michalsky spontan entschieden, ihn mit kurzer Hose auftreten zu lassen. Alle Welt fotografierte das „Schock-Model“. Jetzt bringt Galla seine Autobiografie raus.

Die Story eines sympathischen Mädchenschwarms mit PFFD erlaubt ganz nebenbei einen Einblick in die Modewelt aus Sicht eines Einsteigers. Die naive Vorstellung von glamourös lebenden, reichen Schönlingen wird unprätentiös und mit Hilfe von Zahlen gekillt: Auch Galla musste zunächst ganz viel gratis machen. Sein besonderes Merkmal hat seine Karriere als Model zuerst verlangsamt, ist der 26-Jährige sich sicher. „Skeptisch sind Kunden immer. Da wird dann der ähnliche Typ mit zwei normalen Beinen gebucht. Ich kann das vollkommen nachvollziehen.“

Seit einem Jahr sieht die Sache anders aus, und er wird oft nicht (nur) gebucht, weil er fesch ist, sondern weil er Mario Galla ist. So trat er zum Beispiel für PETA gegen das Pelztragen auf. Im Gegensatz zu herkömmlichen Aufträgen konnte er sich hier am kreativen Prozess beteiligen. „Durch den ganzen medialen Auftrieb bin ich jetzt interessanter. Es öffnen sich andere Türen, wo sich vielleicht eine Model-Tür schließt.“

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So etwa die Buchautor-Tür. Biografie-Profi Lars Amend, der auch schon die Lebensgeschichte des Rappers Bushido formulierte, schloss sich zwei Wochen mit Galla bei ihm zuhause ein. Das Ergebnis: eine locker-flockige Lektüre. Morgen hat Mario Galla ein Shooting, spürt aber beim Auftreten eine Entzündung am Bein. Also liegt er heute den ganzen Tag am Sofa, die Orthese abgeschnallt daneben. Im Buch beschreibt er einmal, wie er sich in der Model-WG in Mailand selbst eine eitrig entzündete Stelle aufschneidet und desinfiziert, um fit zu wirken und nicht unangenehm aufzufallen. Nur keine Extrawürste! „Es ist immer mein Ziel, die Abläufe möglichst geschmeidig zu gestalten, so dass es keine Komplikationen gibt. Aber es kann schon sein, dass bei einer Show die Hose so eng ist, dass sie an meiner Orthese hängen bleibt. Da wird die Hose halt kurzfristig kaputtgerissen. Das geht dann schon mal.“