Glavinics neuer: Die Angst vor Lisa

Tom hat panische Angst vor einer scheinbar völlig verrückten Killerin. Im Koks- und Whisky- Rausch lässt Star-Autor Thomas Glavinic seinen „Helden“ über die Welt schwadronieren.

„Ich wollte immer schon gut leben und Leben um mich haben. Lebendige Leute. Leute, die gerne essen und trinken und ficken, und dazwischen sollen sie Bücher lesen und Filme ansehen“, lässt Thomas Glavinic seinen Helden, den PC-Spiele-Tester Tom, per Internet- Radio räsonieren. Der hat sich in eine einsam gelegene Hütte zurückgezogen, weil er Angst hat, von einer ominösen Lisa gekillt zu werden.

Der Chronik-affine Leser kennt diese Lisa allerdings. Als „Frau ohne Gesicht“ wurde sie drei Jahre lang für Verbrechen in Österreich, Deutschland und Frankreich verantwortlich gemacht. Bis sich herausstellte, dass es sie nie gegeben hatte. Ihre vermeintliche DNA stammte von den bei den Ermittlungen eingesetzten Wattestäbchen. Die waren aber schon bei der Herstellung verunreinigt worden – von jener Frau, deren DNA später an mehr als 40 Tatorten gefunden wurde.

Was also bleibt von Lisa? Gute Sätze, ja. Guter Sound, auch. Und die Erkenntnis, dass Glavinic, der gerne als der Rockstar unter den Literaten bezeichnet wird, schon bessere Auftritte geliefert hat.

Thomas Glavinic: Lisa, 18,40 Euro; www.hanser-literaturverlag.de

 

Thomas Glavinic

Thomas Glavinic, 1972 in Graz geboren, veröffentlicht seit 1991. Seine Werke sind vielfach ausgezeichnet und wurden mittlerweile in zwölf Sprachen übersetzt. WIENER-Favorit: „Die Arbeit der Nacht“.