Lukas Resetarits: „Zu unruhig für den Ruhestand“

Lukas Resetarits, fast 65, feiert mit neuem Programm Premiere im Wiener Stadtsaal.

Was macht ein erfolgreicher Kabarettist, wenn er das gesetzliche Pensionseintrittsalter erreicht? Er geht auf die Bühne. Aus einem einfachen Grund: „Ich bin mir zu unruhig für den Ruhestand“, sagt Lukas Resetarits‘ Bühnen-Ego (und das ist zumindest in diesem Fall eins mit seinem Herrn und Meister). Das neue Programm „Un Ruhe Stand“ ist so, wie wir es von Resetarits erwarten dürfen, inklusive seiner typischen Wortspiele: „Alt is‘ alt“, sagt er, um sich umgehend den überraschenden Erstaunlichkeiten der deutschen Sprache (bzw. ihrer umgangssprachlichen Nutzung) zuzuwenden, „aber älter ist jünger“.

Als älterer Herr ist Lukas Resetarits – dieser Logik entsprechend – also keineswegs alt (am 14. Oktober wird er 65). Nach eigenem Bekunden fühlt er sich wie ein knapp 30-Jähriger. Auch wenn er nicht so aussieht. Und das auch weiß: Das Baucherl ist ihm beim Blick auf die Waage im Weg; aus seinem Goderl, so meint er, könne man ein „wunderbares Brillenetui“ fertigen.

Tatsächlich beschäftigt sich Lukas Resetarits nur vorgeblich mit Leid und Segen des Ruhestandes, in Wahrheit widmet er sich den großen (und kleinen) Themen der Zeit, so wie er es schon immer getan hat: Er klagt über Einschlafstörungen (auf geradezu surrealistische Weise); er wettert über die FPÖ und erinnert uns an die Zeiten des Vierteltelefons (ja, einst teilten sich tatsächlich vier Haushalte eine Leitung) und lässt uns über die Kirche schmunzeln: „A Papst hat mit 66 noch ministriert – bei sein Vorgänger.“

Die größte Überraschung des Abends: Die Rückkehr von „Tschusch“ und „Kümmeltürke“ – Sie erinnern sich an die Straßenbahnfahrt der beiden Immigranten, eine der missverstandensten Nummer Resetarits‘? Dieses Mal treffen die beiden einander auf einem Bankerl in der Praterstraße, beide sind Pension, beide sind österreichische Staatsbürger und beide fürchten sich vor Tschetschenen (und anderen „Ausländern“), wohl wissen um ihre Vergangenheit: „Wir sind ja auch (nach Österreich, Anm.) gekommen“, sagt der „Kümmeltürke“. Antwort des „Tschuschen“: „Ja, aber früher.“

Wir vermuten, dass es Sentimentalität ist, die Resetarits bewogen hat, die beiden Herren wieder aus seinem Personalia-Fundus zu holen. Denn diese Sentimentalität zieht sich durchs gesamte Programm – bis hin zum Schlusslied: „Glaubst I wer da agehn waun I geh?“, singt er.

Nehmen wir – in raffinierter Selbstüberschätzung – einmal an, Resetarits meinte uns, die Zuschauer, dann gibt’s nur eine Antwort: Na, sicher.