Riga: Die baltische Boomtown
Schön langsam kommt Schwung in die Sache. Immerhin sollte am 17. Jänner 2014 zur Eröffnung des europäischen Kulturhauptstadt-Programms alles glänzen in Riga. Die neue Nationalbibliothek muss fertig werden, vom Flughafen weiß man bereits, dass er es nicht wird, und auch etliche Privathäuser sind noch eingerüstet.
Gundars Ozolshingegen hat schon 2009 alles klar gemacht. Damals eröffnete der Unternehmer das Altstadt-Hotel „Dome“ (Doppelzimmer ab 180 Euro). Dennoch ist das Fünfstern-Haus ein „work in progress“, immer wenn er auf Auslandsreisen Innovationen sieht, setzt sie der dynamische Hotelier um. So etwa kam heuer der vertikale Garten in Zimmer 204 dazu. Einen schönen Blick auf den namensgebenden Dom hat man von der Dachterrasse, wer ganz Riga sehen will, sollte den Lift in der St. Peterskirche nehmen. Eine Geheimwaffe des „Dome“ ist der 26-jährige Küchenchef Maris Astics, der ständig zu überlegen scheint, womit er die Gäste überraschen kann. Seinen Aal räuchert er selbst, zum Frühstück bringt er Honigwaben von seinem Vater mit und kombiniert sie mit frischen Erdbeeren, abends serviert er Elch mit Rotkraut. Sensationell gelang auch das Fünferlei von der Lachsforelle, wiewohl generell die Fischqualität der Baltischen See eine vorzügliche ist.
Will man dennoch einmal auswärts essen, bietet sich das legere „Bistro Priedaine“ von Heinrih Erhard in der Strēlnieku 1 an. Trotz des französischen Namens findet man lettische Spezialitäten wie Birkensaft oder den Olivie-Salat mit Lachskaviar und Entenfleisch um wohlfeile 5,50 Euro (noch zahlt man in Lats, doch mit 1. Jänner übernehmen auch die Letten den Euro). Eine Klasse für sich sind die Cocktails, die ebenfalls auf lokale Zutaten wie Heidelbeersaft oder Sanddorn-Sirup setzen.
Hinter dem Ambiente anderer Toplokale steht übrigens das Architektenteam Leopard Creative. Das asiatische Lokal „Gan Bei“ im Shopping Center „Galerija centrs“ (Audēju iela 16) zeigt ebenso wie das italienische „Galleria d’arte“ im Riga Plaza (Mūkusalas iela 71), dass man auch in Malls elegant speisen kann. Als Meisterstück gilt aber das neben dem Vērmanes-Park gelegene „Bibliotēka No. 1“.Māris Jansons, nicht zu verwechseln mit Lettlands Star-Dirigenten, kocht hier mit saisonalen lettischen Produkten, sei es der Madonas-Käse oder Ostsee-Hering. Einen relaxten Absacker nimmt man am Livu laukums, dem bis in die Nacht bevölkerten Platz im Zentrum. Die aggressiven Werber für „adult entertainment“ übersieht man lieber, dafür bringt einen die Elektro-Rikscha wieder entspannt zurück ins „Dome“-Hotel. www.domehotel.lv