Justin Hawkins: The Darkness im Gespräch

Vor ihrem Wiesen-Konzert trafen wir The Darkness-Sänger Justin Hawkins, um mit ihm über die Band, den Festivalsommer und das Rockstardasein zu plaudern.

Als The Darkness vor zehn Jahren mit ihrer Single „I Believe In A Thing Called Love“ und ihrem Debüt „Permission To Land“ die Charts eroberten, war man sich vielerorts nicht ganz sicher: hat man es hier mit einer Neuauflage von Spinal Tap zu tun, ist all das Spandex, das Leder, das Falsetto und die Hard Rock-Glorie ernst gemeint oder macht sich hier jemand einen großen Spaß und sahnt dabei ordentlich ab? Müsste ich eine Antwort darauf geben, ich würde mich für beide Antworten parallel entscheiden und beifügen, dass es auch völlig egal ist: The Darkness machen, vorallen Dingen live, einfach großen Spaß.

Zehn Jahre nach dem Debüt hat sich bei The Darkness einiges geändert: mit dem Ruhm kamen auch, ganz traditionell, die Probleme, Süchte, Entziehungskuren und zwischenzeitlich auch die Auflösung. Mittlerweile sind The Darkness wieder vereint, haben die Suchtgewohnheiten früherer Tage in den Griff bekommen und sehen die Sache mit dem Musikgeschäft naturgemäß ein wenig anders.

Vor ihrer Show auf dem „Two Days A Week“-Festival in Wiesen treffe ich einen sehr entspannten und freundlichen Justin Hawkins zum Gespräch in einem zum Dressingroom funktionierten alten Zugwagon im Backstage Bereich. Fotos von Matthias Hombauer (Homepage).

Wiener Online: Die Festivalsaison neigt sich ja dem Ende zu – wie war euer Sommer?

Justin Hawkins: Bestens. Wir haben hier und da ein paar Festivals gespielt, ohne wirklich ausgiebig auf Tour gewesen zu sein. Wir haben auch an neuem Material gearbeitet und sind auch ganz braun geworden. So etwas eben. War fein.

Also hattet ihr genug Freizeit, um braun zu werden?

Ja, wenn überhaupt haben nur am Wochenende gearbeitet, unter der Woche hatten wir frei. Die letzten drei Monate haben wir vielleicht fünf Shows gespielt, das war wirklich sehr entspannt. Das ist der dritte Sommer, wo wir das so machen – wirklich angenehm.

Den Oktober habt ihr frei, dann führt euch die Tour zuerst nach Italien und dann nach Großbritannien, richtig?

Ja, wir haben drei Shows in Italien Anfang November, und danach steht Großbritannien an für ein paar Wochen. England wird interessant, weil wir kleinere Städte spielen, die man normalerweise nicht besucht, wenn man auf Tour ist. Die meisten größeren Bands würden beispielsweise nicht nach Coventry kommen sondern eher in Birmingham spielen, deshalb ist die Erwartung der Leute in Coventry meist, dass sie nach Birmingham fahren müssen. Wir spielen aber die ganzen kleineren Städte und kommen zu ihnen – das wollten wir schon lange mal machen. Meistens schaust du dir die Tourplanung an und siehst immer die gleichen Städte, diesmal ist es schön, dass wir neue Orte besuchen. Wir freuen uns schon sehr drauf.

Magst du es, Festivals zu spielen?

Ich gebe dir ein Beispiel. Letztes Monat haben wir an drei aufeinanderfolgenden Tagen drei verschiedene Festivals gespielt. Eines war in Norwegen, eines in Dänemark, eines in England. Das waren drei verschiedene Erfahrungen, du weißt nie, was dich erwartet – alles könnte ganz großartig sein oder einfach nur komisch. Aber auch wenn es bizarr ist, ist es meistens toll und man kann darüber lachen, manchmal öffnet dir so etwas auch die Augen. Man sieht außerdem viele andere Bands, die du sonst nicht sehen würdest.

Gab es irgendwelche eigenartigen Erfahrungen?

Ja, das Festival in Norwegen war schon interessant – das war eine Ecke von einem Privatgarten, und der Dressingroom war deren Privatküche, sehr familiär. Aber eigentlich sind sie alle weird, immer.

In den fast anderthalb Dekaden, in denen es die Band gibt, habt ihr ja eine Menge Veränderungen durchlebt – wie würdest den Unterschied der Dynamik der Band heute und damals beschreiben?

Wenn es gut läuft, wenn du sehr erfolgreich bist – ich denke, das ist für alle Bands gleich – dann stellt sich das sehr merkwürdige Gefühl ein, dass du nichts falsch machen kannst, egal was du tust. Du fängst an, dich rücksichtsloser zu benehmen, Beziehungen leiden darunter, du fängst an, die Dinge für selbstverständlich zu nehmen. Zwischen den Anfängen und jetzt: das sind fast verschiedene Welten. Mittlerweile ist die Dynamik innerhalb der Band wirklich toll, es ist wie eine Familie. Nun, eigentlich ist es auch tatsächlich Familie, weil ja auch mein Bruder in der Band spielt. Jeder ist dem anderen näher, jeder hat das Gefühl, dass man zusammenhalten muss, damit es funktioniert um das ganze überhaupt durchzustehen. Das soll nicht negativ klingen: Wir mögen es irgendwie sogar, wenn es einmal schief läuft: Wenn sich eine Platte nicht wirklich verkauft, die Ticketverkäufe nicht gut rennen (lacht) – wir sind da sehr altbacken Das ganze Internet-Ding verblüfft uns eher, wir wissen nicht wie man Leute via Internet mobilisiert, wir versuchen es nicht einmal. Unser Management ist da eher frustriert: wir sind nicht auf Instagram, benutzen Facebook nicht regelmäßig, ich twittere nicht viel. Ich mag das. Wir spielen das Spiel nicht so, wie man es spielen sollte, aber schaffen es dennoch irgendwie, die Kurve zu kratzen.

Seite 2: Justin Hawkins über das Leben als Rockstar, private Grenzen und Medien.

 

(c) Hombauer Matthias (c) Hombauer Matthias
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