Sommerdrinks, diesmal für Erwachsene

Wenn es um Sommercocktails ging, schien die letzten Jahre die Farbe wichtiger als der Inhalt. Nach süßem Holunder und seifigen Rosenblättern wird 2014 herb getrunken.

Ja, der Aperol, mit ihm hat alles begonnen. Dabei wurde dem Rhabarber-Likör (welche Frucht dahinter steht, wissen ohnehin wenige) aber sein herber Charakter oft genug mit süßen Kombinationen ausgetrieben. Dabei muss man nur einmal die Füße in den Sand Südfrankreichs zu stecken, um zu erkennen, dass fast alle Getränke einer a) wirklichen Aperitif-Nation, in der es b) kräftig heiß wird, entweder leicht bis sehr bitter sind oder auf Kräuterbasis funktionieren. Suze mit dem Enzian, Cynar mit Artischocken, Lillet mit Chinarinde (ursprünglich, schließlich wollte man hinter den britischen Kolonialsoldaten und ihrem Chinin-Drink namens Tonic nicht zurückstehen) – you name it!

French Fizz

Entsprechend schön ist das Revival der klassischen, um nicht zu sagen maskulinen Drinks anzusehen, einerseits durch die Retro-Chic-Rezepte und TV-Serien wie „Mad Men“ beflügelt, andrerseits durch die Suche nach erwachseneren Rezepturen. Und es hat heuer auch die sommerlichen Bastschirm-Bars erreicht, wie zwei Vorschläge zeigen.

Der Fizz, eines der ältesten Mixgetränke und dementsprechend schon bei „Professor“ Jerry Thomas‘ „Bartender’s Guide“ anno 1876 zu finden, wird heuer auf Basis des nur zu oft als Kochzutat degradierten französische Orangenlikörs Cointreau gemixt. Das funktioniert auch daheim, zumal außer Mineralwasser, Limette und Gurke nichts.

Basis ist stets ein Mix aus einem Likör (womit der Zucker schon dabei wäre) und dem Saft einer halben Limette, die mit Soda oder Mineralwasser – Eigengeschmack der Marke eisenhältig bitte vermeiden – aufgegossen wird.

Cointreau-Fizz Gurke
5 cl Cointreau
½ frische Limette
1 Stück Salatgurke (ca. 3 cm lang)
10 cl sprudelndes Mineralwasser
Basilikumblätter (wenn man will)

Die Gurke in Würfel schneiden und mit den Basilikumblättern (falls gewünscht) mit einem Löffel im Glas zerdrücken („to muddle“ sagen die internationalen Bartender, „aumasseln“, die Wiener). Saft der Limette und Cointreau hinzugeben, mit Eis auffüllen und umrühren, bis das Glas beschlägt, dann mit sprudelndem Mineralwasser auffüllen. Mit Basilikumblatt garnieren.

Wem das zu wenig farbenfroh ist, kann die Basisvariante – Limettensaft-cum-Cointreau – um Früchte (Orangen, Erdbeeren und Himbeeren wurden bereits erprobt) ergänzen, ein Gurkenschnitz ginge ebenfalls und erinnert an den Brit-Klassiker Pimm’s Cup, dessen Revival uns vermutlich kommendes Jahr erreicht.

Bitteres Italien

Wer nur rötliche Sommerdrinks für satisfaktionsfähig hält oder italophil sein sollte, der bekommt den „Milano“ vorgesetzt, in dem sich zwei herbe rote Schönheiten verbinden: Cranberrysaft, je weniger süß, desto besser, und Campari. Aufgegossen wird mit Prosecco, garniert mit Minze, dennoch hat man hier mehr im Glas als „Hugo“ für Herren. Wem die Power fehlt, darf gerne mit Wodka nachhelfen, 2 cl wäre die Empfehlung meinerseits. Hier aber einmal das Italo-Original:

Milano
3 cl Campari
3 cl Campari rosso
3 cl Cranberry-Saft
9 cl Prosecco
frische Minze

Campari und Cranberrysaft auf Eis im Glas verrühren, mit Prosecco aufgießen und mit Minze garnieren. Das Mischverhältnis (1:1:3) funktioniert auch mit größeren Mengen, schnelles Wegtrinken vorausgesetzt, kann man davon auch einen Pitcher füllen – etwa, wenn man 90 Minuten Balotelli, Buffon und Co. anfeuert.