Edelchampagner: Premiere für den „P 2″

16 Jahre reifte der neue Top-Champagner, bis der Chef de cave sein Okay gab. Das Ergebnis könnte der neue Liebling von Reichen und Schönen werden. Der WIENER kostete vor.

Beim Wein jammern sie alle. Viel zu jung wird alles getrunken. Ehe sich die Aromen stabilisieren können in der Flaschenreife-Zeit, sind die Bouteillen auch schon wieder leer. Beim Champagner ist das noch ein wenig diffiziler. Denn hier kommt auch noch das Datum des Degorgierens dazu.

Dego…was?

Irgendwann wird der Pfropfen, in dem sich bei der traditionellen Methode – also der Art, wie Champagner produziert wird, die aber außerhalb der Champagne nicht so heißen darf – durchs Rütteln die „tote“ Hefe sammelt, entfernt. Das kann aber auch Jahre nach der Füllung sein. Denn manche Häuser schwören auf langen Hefekontakt, um die Aromen zu verfeinern.

Warum die Vorrede, die für ein Winzerpraktikum reichen würde? Weil man nur so versteht, was Dom Pérignon, die Spitzenmarke von Moët Chandon, mit seinem neuen „Plenitude 2″, kurz P 2, getan hat. Es kommt damit nämlich ein Jahrgangschampagner des Jahres 1998 in den Handel, der sich momentan in Bestform befindet. Das „window of opportunity“ oder die Phase seiner Überfülle, worauf der Name anspielt, hat Chef de cave Richard Geoffroy genutzt, um den gereiften Champagner auf den Markt zu bringen.

Während vielerorts also der „normale“ Vintage 1998 bereits weggetrunken ist (momentan trinkt man das herausragende Jahr 2002, aber das nur für den Small Talk), kommt der P 2 als sogenannter Late release nach 16 Jahren in den Handel. Der Wiener würde sagen, „er hat jetzt die „zweite Luft“ – und liegt damit nicht so falsch.
Prickelnde Premiere

Auch wenn man keine Ahnung von Jahrgängen hat, macht der erste Schluck klar, dass 1998 ein recht heißes Jahr war, der Duft des neuen Prestigegetränks erinnert an reifen Chardonnay, bringt also eine explosive Tropenfrucht-Mischung im Duft mit. Ananas und Mango pur, die man selten so deutlich bei Champagnern hat und die auch am Gaumen den ersten Eindruck bilden. Dazu kommt die fast schaumige Perlage (an Ei-Schnee oder Soufflées erinnernd), die aber immer den Hausstil, Frische und Mineralität, behält. So ist auch der P2 gegen Ende richtig salzig und bleibt mit diesem mineralischen Touch frisch bis ins Finish.

Und immerhin: Wenn man ab sofort den Bierkauf einstellt, kann man sich für Silvester schon eine Flasche des außergewöhnlichen Champagners leisten.