Neues Count Basic Album Sweet Spot: Disco De Luxe

Count Basic sind zurück. Nach einem umjubelten Samstag-Abend-Slot mit Macy Gray und den Commodores beim Donauinselfest erschien dieser Tage mit dem neuen Album „Sweet Spot“ ein ungewöhnlich tanzbarer Tonträger der heimischen Souljazz-Band. Wir baten „Count“ Peter Legat zum Gespräch

Nach 20 Jahren Bandgeschichte, sechs Studioalben und mitunter respektablen US-Chartplatzierungen startet die austro-amerikanische Souljazz-Formation Count Basic mit einem neuen Tonträger durch. Sweet Spot bringt erstaunlich tanzbare Beats auf gewohnt hohem musikalischen Niveau. Grund genug, mit Count-Mastermind Peter Legat ein Pläuschchen zu halten.

Sweet Spot heißt Eure neue CD – wie seit Ihr auf den Namen gekommen?

Naja, das ist ein US-Slang Begriff für … also, wenn man will, etwas sehr explizites … (lacht), man kann auch sagen: wir bringen etwas auf den Punkt. Groove, Beat, Sound, wie man will. Das ganze ist sehr spontan entstanden. Höchst spontan. Also ich lag auf dem Sofa daheim, ruft mich die Kelli an (anm.: Kelli Sae, Count Basic-Sängerin und Lead-Voice seit 1994) und fragt, „sag, haben wir eigentlich noch einen Plattendeal?“ Sag ich, klar, ja! Also bin ich rübergeflogen und sie hat eine Connection nach Nashville aufgerissen, wir sind da runtergefahren und haben mit dem Shannon Sanders (Grammy Award-Winning Producer) in einer herrlich entspannten Atmosphäre zu arbeiten begonnen. Wahnsinnig kreativ das ganze, jeden Tag haben wir mindestens einen Song geschrieben …

War die Richtung vorgegeben? Also diese „Disco-Sache“?

Der erste Song war „Too Late“, das war ziemlich stark R’n’b-lastig. Nach ein paar weiteren Tracks hat sich dann ergeben, hoppla, das geht stark in eine Disco-Richtung. Den typischen Count-Sound hab dann eh ich im Kopf, bring ich ein und dann fährt das ganze. Die meisten Songs sind ja im Jammen entstanden, wir waren zweimal unten im Frühjahr 2013 und hatten plötzlich mehr Titel aufgenommen als wir verwenden konnten. Jetzt sind von den elf Tracks auf dem Album sechs von den Amis.

Inwiefern von den Amis?

Na da haben die Jungs alles gemacht. Produziert, Texte, alles.

Ist Count Basic eigentlich eine Band oder mehr ein Soloprojekt?

Ja, wir sind schon eine echte Band. Aber Musik funktioniert ja bekanntlich nie wirklich demokratisch. Und ich bin halt immer schon der jenige, der schreibt. Live ist es aber immer die selbe Band, rund um das Kernteam, also Kelli und mich. Und das nun schon seit 20 Jahren.

(c) Julia Spicker (c) Julia Spicker

Und plötzlich lag da also eine fertige Disco-Scheibe.

Letztlich ja. Nach dem Durchhören hat sich das herauskristallisiert, eigentlich ist das die Disco-Scheibe schlechthin. Das haben wir dann auch beim Cover-Shoot aufgegriffen, das Flair ins Artwork reinzutransportieren. Wir haben uns richtig auf das Thema Disco eingegroovt …

Ist das dem Zeitgeist geschuldet? Oder habt ihr gar in richtung Radio geschielt bei der Produktion?

Also das war bei mir nie ein Thema. Generell sitz ich mit unserem Genre immer zwischen den Stühlen. Wir sind nicht Mainstream-Pop, aber auch nicht wirklich Jazz. Also, wenn man ernsthaft schubladisieren möchte: früher waren wir Acid Jazz, dann stand mein Spiel aber immer Soul und Funk, aus diesen Wurzeln schöpfe ich noch immer. Na und dann ist da der Disco-Style ja auch gar nicht so weit weg …

Hat Count Basic hier nach wie vor einen Namen in den einschlägigen Kreisen, abseits des Mainstream?

Schau, das ist eine schnellebige Branche, aber klar, die Songs werden noch gespielt, hier wie drüben (Anm.: in den USA). Das Genre, das wir bedienen, ist vielleicht nicht ganz so schnelllebig wie Pop, aber man muss immer nachlegen. Die ersten beiden Alben waren sehr erfolgreich, das war aber auch noch zu Zeiten als der ganze CD-Verkauf anders funktioniert hat als später. Von den ersten zwei Platten haben wir 120.000 Stück verkauft, das war dann doch nicht schlecht.

Welche Tonträger produziert Ihr mit der neuen Scheibe?

Vinyl und CD. Klassisch. Und wir bedienen die klassischen Online-Portale, über das Major-Label (Anm.: Universal).

Wird das Album international vertrieben?

Unser Label Universal kümmert sich diesbezüglich um Europa, wir versuchen auf eigene Faust einen US-Deal zu lizensieren. Das ist halt leider nicht ganz einfach. Mir fehlt’s diesbezüglich an Infrastruktur, ich mache gerade selber all jene Dinge in Personalunion, die sonst Management, Booking-Agent und Publicist erledigen. Drei wichtige Arbeits-Bereiche beim Vermakrten von Tonträgern, die wir in Ö einfach nicht haben. Ich fühle mich aber eigentlich dazu berufen, Musik zu machen …

Das heißt, dass eine doch international angesehen Band wie Count Basic in Österreich nach wie vor ein Privatvergnügen ist?

Das kann man schon so sagen. Wir checken uns eigentlich alles selber. Die Plattenfirma macht hier Marketing, kümmert sich da um die Release-Angelegenheiten. Aber all in brauchst Du in Wirklichkeit einen Manager, der sich um alles kümmert, all die Prozesse koordiniert. Gott sei Dank kann ich da in letzter Zeit wieder ein wenig auf Alexander Spritzendorfer (Anm.: Ex-Count Basic-Labelboss bei Spray records / BMG) zählen. Er hilft mir da jetzt wieder, wie in den guten alten Zeiten.

Zurück zum Album. Welchen Song siehst Du als zentralen Punkt des Longplayers?

„The End of the World“ transportiert pretty much die Story. „City“ gefällt mir auch gut. Das ganze ist ein extrem urbanes Album, dancy, „Somwhere in the City there is a Dancefloor calling my name.“ Lautet da ja eine Textzeile. Und darum geht’s letztlich.

Welche Nummer ist der programmierte Hit?

Gleich der Opener, „Sweet Spot“, hat für mich alles, was ein Hit haben muss. Rennt auch schon super auf Superfly und auf Radio Wien, wir haben den Song ja schon zum 20 Jahres Fest letzten Herbst released. Ö3 hat es leider vom Tisch gewischt, weil zu analog. (lacht) … naja, die Argumente einen Song nicht zu spielen waren dorgt ja immer schon fragwürdig. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf.

Und man reagiert ja auch: wir haben etwa „End of The World“ zuerst mit Bläser-Section gemixt, aber ich habe dann gesagt, wir machen jetz noch eine Version ohne Bläser, weil damit es nicht zu akustisch wird, zu analog …

Dein persönliches Feeling zu dem Album?

Es sind mit diesen Nashville-Leuten sehr tolle Songs entstanden, die Qualität des Songwriting ist extrem hochwertig. Das ist auch das einzige was ich machen kann: gute Songs auf ein Album packen. Mehr kann ich nicht tun.

Bislang fand sich auf den Count-Alben immer die, von Dir liebevoll so getaufte „Jazz-Wuchtel“, das sophisticated Instrumental. Das geht mir diesmal ab …

Das haben wir elegant mit dem Blues gelöst, „Swamp“, die Nummer hat, finde ich, ein schönes Instrumental-Flair. Mit „Stomp“ ist uns ja auch ein schönes Instrumental gelungen, da geht die Post schon ziemlich ab, solomäßig …

Schau, für mich ist Count Basic immer schon eine Vokal-Band gewesen. Dann, beim ersten Album, hatten wir nicht genug Material, dann habe ich zwei Instumentals geschrieben, „ML in the Sunshine“ und „Join and Pain“ und beide waren plötzlich Nummer 1 in den NAC-Charts in den USA. Und das überraschend: Unser Label drüben, „Instinct“ in New York City waren zuerst hoch unzufrieden mit den Tapes, die haben gesagt, „das ist keine amerikanische Radio-Musik“. Was war? Nummer eins war ma! Ich sag halt immer, manchmal sollte man dem Künstler einfach nur vertrauen … (lacht)

Auch eine soultriefende Ballade, Kelli’s Haupt-USP eigentlich, fehlt mir …

Ich finde „Wanna be done“ schon eine sehr gute Ballade. Kelli meint sogar, das könnte die US-Single werden. Geht übrigens auch live sehr gut, der Song, aber stimmt schon, ist kein richtiger Show-Stopper. Mir fällt ja eigentlich positiv an dem Album auf, dass es ein schnelleres Count Basic-Album ist, wenig Midtempo-Songs, viele Stomper und eine halbe Ballade. Eine sehr groovige noch dazu.

 

Der gebürtige Kärtner Peter Legat kam 1977 nach Wien, spielte unter anderem bei Incognito und Harry Stojka Express. Count Basic gründete er 1993 in Wien. Die New Yorkerin Kelli Sae stieß 1994 zur Truppe, im Kern fasst sich die Band seit Damals um die Musiker Willi Langer (bass), Dirk Erchinger (Drums), Dieter Kolbeck (keys), Laurinjo Bandeira (perc) und die Bläser-Section Martin Fuss / Christian Radovan / Josef Burchartz. 1994 kam das erste Album namens „Life Think It Over“, „Sweet Spot“ ist das sechste Studioalbum der Band, ein Live- und ein Remix-Album gibt es auch noch. Im Vorjahr wurde das 20jährige Bandbestehen mit einem großen Live-Fest im Wiener Gasometer gefeiert. 2004 kam mit Team Legat ein Side-Project zur Welt, das gelegentlich auf Anfrage wiederbelebt wird.

Update: hier noch ein kurzer Video-Cut vom sensationellen Samstags-Gig beim Donauinselfest: